Teil 8:Mit der Transsibirischen Eisenbahn von Ulan-Ude nach Jekatarinburg

Unsere Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn mit Kindern Teil 8:

Riesenpfützen an einem Bahnhof Transsibirischen eisenbahn
Riesenpfützen an einem Bahnhof

Diesmal ging es 2 Tage und 2 Nächte 3827 km mit der Transsib nach Jekatarinburg, der Stadt wo sich Europa und Asien trifft!

Der Zug fuhr morgens in Ulan-Ude ab und sehr, sehr überrascht waren wir als unser Schaffner sofort anfing Englisch mit uns zu reden, echt Klasse und eine wirkliche Seltenheit!

Die Zugfahrt war ja eigentlich eine der kürzeren, aber sie fühlte sich so lang an- die gefühlt schrecklichste Fahrt. In unserem Abteil war nämlich schon eine Mutter mit Kind, ca. so alt wie unsere Kleine, eigentlich dachte ich super, da können sie spielen. Es war zwar eng im Abteil der Transsibirischen Eisenbahn, ist nun mal ein Viererabteil und die zwei Kleinen merkt man dann schon, vor allem hatten die zwei Mitreisenden Unmengen an Taschen und Gepäck mit, sodass es wirklich eng wurde. Das war aber gar nicht das Schlimmste, sondern der Umgang der Mutter mit ihrer Tochter, sie wurde nämlich ständig geschimpft und geschlagen, ob auf die Hände oder ins Gesicht, für total nichtige Gründe, alleine das nehmen wollen von Spielzeug von unserer Kleinen reichte da schon oder ein Kleckern beim Essen. Schrecklich an sich schon und noch schrecklicher fühlte ich mich wenn sie die Kleine wegen uns geschlagen wurde. Ich musste mich so zusammenreißen. Unsere zwei Kinder sahen nur entsetzt auf diesen Umgang mit einander. Unsere Große hatte großen Redebedarf darüber und stellte fest, wir sind ja gar nicht so streng wie sie immer dachte! Tja irgendwas Gutes musste die ganze Situation auch haben. Auf jeden Fall wollte unsere Große die Frau über die Rechte von Kindern aufklären, das scheiterte sowohl an der Sprache, wie auch daran, das Gewalt in der Familie in Russland nichts ungewöhnliches ist, 2017 erst das Gesetz geändert wurde, dass häusliche Gewalt keine Straftat ist, sondern“nur“ eine Ordnungswidrigkeit. Es ist also nicht erlaubt das Schlagen, aber dieses Gesetz zeigt einfach wie weit verbreitet Gewalt in Familien ist und auch wie sehr Schläge als Erziehungsmittel normal sind, ja als Familientradition bezeichnet werden, wenn selbst die orthodoxe Kirche sagt: „Körperliche Züchtigung sei ,ein wichtiges Recht, das den Eltern von Gott gegeben worden ist“, dann wird mir ganz anders! An sich war die Frau äußerst nett und auch sehr gebildet, konnte sogar etwas Deutsch, aber hier stießen wirklich zwei Erziehungswelten aufeinander.

Wenn das Mädchen dann auch noch ständig zu hören bekam, wie lieb doch unsere Tochter sei und wie плохо -schlecht, sie sei dann tat mir die Kleine so Leid! Dann hat man aber auch gesehen wie sie auch zusammen kuschelten, wie sie diese Momente genoss, allerdings konnte es direkt umschlagen solche Kuscheleinheiten. Ich versuchte sie dann einfach immer mit bei uns zu beschäftigen, ließ sie mit unserer Kleinen Serien schauen und zusammen malen. War aber nicht so einfach sie war relativ ängstlich. 

Das war ein Einblick in die russische Kultur wie ich sie nicht unbedingt brauchte und gerne verzichtet hätte, so extrem haben wir es zum Glück auch nur dort erlebt, zwar merkt man schon das es oftmals eine wirkliche Strenge zwischen Kindern und Eltern gibt und leicht mal ordentlich geschimpft wurde.

Die Fahrt an sich war wie meistens, im Waggon waren noch einige andere Touristen, eine Gruppe die buntgemischt war Engländer, Australier und Deutsche, einige der Engländerinnen, ältere Damen, haben mal in Deutschland gelebt , konnten also Deutsch und waren dazu noch Lehrerinnen. Mit dieser Gruppe hat sich unsere Große super verstanden und hat dort viel gespielt und geredet, auch sehr viel Englisch.

Erstaunlich wie viel sie eigentlich schon kann. Auch mit einigen grösseren Kindern hat sie sich super verstanden, überhaupt waren in diesem Waggon unheimlich viele Kinder,was sehr schön war da sie alle gut mit einander spielen konnten.

Wieder etwas praktisches über die Transsibirische Eisenbahn

Im Abteil in der Transsibirischen eisenbahn die 2 oberen Betten
Im Abteil

Im heutigen Zeitalter der Technik kommt immer die Frage nach den Steckdosen im Zug. In den meisten Zügen findet man in den Gängen mehrere Steckdosen, oftmals zu wenig, da ist es sehr praktisch wenn man einen Mehrfachstecker mit nimmt. In den neueren Waggons gibt es praktischerweise Steckdosen in den Abteilen.

Steckdosen in der Transsibirischen Eisenbahn
So sieht das dann aus  im ersten Zug in Zusammenarbeit mit der italienischen Gruppe

Man kann die Sachen eigentlich auch alleine im Gang zum Laden liegen lassen, allerdings ist es uns dann passiert, das wir einen halben Tag dachten Nicos Handy ist geklaut worden.

Es war im Zug von Irkutsk nach Wladiwostok, das Nico einschlief, bevor er sein Handy wieder ins Abteil holte, wir wollten es nämlich eigentlich nicht über Nacht liegen lassen. Irgendwann in der Nacht bin ich dann mal auf die Toilette und wollte das Handy mit rein nehmen, aber da war kein Handy mehr und auch kein Ladekabel. Da habe ich Nico erstmal geweckt und ihm das erzählt und so haben wir zwar gehofft irgendein Mitreisender hat es mit zu sich genommen, allerdings war es bis zum Mittag des nächsten Tages verschwunden.Erst dann kam die Schaffnerin mit Handy und Ladekabel und erzählte die Polizei hat es Nachts eingesammelt und hat uns aufmerksam gemacht es nicht Nachts liegen zu lassen! In der Transsibirischen Eisenbahn fährt  immer auch ein Polizist mit und wie es aussieht macht dieser Nachts Rundgänge im Zug. Die Erleichterung unser Handy wieder zuhaben könnt ihr euch sicher vorstellen!

Es lag auf jeden Fall nicht mehr unbeaufsichtigt herum, Lektion gelernt würde ich sagen.

Sonst fühlten wir uns immer absolut sicher im Zug, man wächst auch so in der Zeit zusammen, das man gegenseitig auf sich achtet im Waggon, man wird sehr schnell eine Gemeinschaft auch ohne gemeinsame Sprache!

Gemütlich Serien gucken am frühen Morgen Transsibirischen Eisenbahn
Gemütlich Serien gucken am frühen Morgen

Pünktlich wie immer fuhr der Zug dann am 26.7.18 Abends um 22.00Uhr in Jekatarinburg ein, dort wurden wir direkt am Waggon von unserem Host der Airbnb Wohnung abgeholt, welch ein toller Service.

Das war unsere vorletzte Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn, die Zeit verging wirklich so schnell!

11 Kommentare

  1. Mir tut das kleine fremde Kind gerade richtig richtig leid 🙁 Aber schön, dass deine Kids daraus lernten, dass du ja gar nicht so streng bist 🙂 Für mich wäre solch eine lange Zugfahrt nichts, Ich hasse Zugfahren 😀 Die 4 Stunden von Ansbach nach Berlin haben mich schon immer total genervt ^^“

  2. hihi, das mit den Steckdosen erinnert mich ja witzigerweise auch ein bissel an Südostasien … ist schon praktisch, wenn man dann wenigstens ein paar Steckdosen hat um sich zu behelfen 🙂

    die Geschichte mit dem kleinen Mädchen finde ich aber richtig traurig, egal wo, sowas ist nicht schön in der Kindererziehung, denke ich!

    liebste Grüße auch,
    ❤ Tina von liebewasist.com

  3. Puh… das du in der Situation mit dem Mädchen äußerlich so ruhig bleiben konntest finde ich bewundernswert. Mir wären meine Gedanken dazu in Leuchtschrift über die Stirn gelaufen. Aber du hast schon Recht, für die Russen ist es normal und gehört dazu.

    Mit dem Handy hattet ihr wirklich Glück. Gut, dass dort der Polizist aufmerksam war.

    Liebe Grüße,
    Mo

  4. Was für ein schrecklicher Umgang mit Kindern. Wie gut, dass dies hier nicht normal ist. Das erklärt aber auch gut, warum das Mädchen so schüchtern war. Ich finde es toll, dass ihr dennoch versucht habt , sie mit einzubeziehen. Das tat ihr bestimmt gut.

    Und das mit dem Handy ist ja glücklicherweise echt gut ausgegangen, man gut, dass jemand von der Polizei dort mit reist.
    Liebe Grüße
    Freyja
    https://freyjasthing.wordpress.com

  5. Das hört sich ja toll an.
    Bin aber auch total überrascht dass da ein Polizist mitfährt der liegengelassene Handys einkassiert. Auf jeden Fall sehr gut, dass sich darum gekümmert wird.
    Liebe Grüße,
    Tama <3

  6. Vielen Dank für die ganzen Beiträge zu dieser Reise! Ich hab das fest auf der Liste, vielleicht für übernächstes Jahr. Meine Tochter ist gerade erst zwei geworden, somit habe ich ein wenig bedenken wegen des Schlafens unterwegs.

  7. Du machst mir richtig Lust, das auch mal auszuprobieren. Ich hätte nie gedacht, dass es da so locker und vertrauensvoll zugeht. Ich überlege mir das ernsthaft für nächstes Jahr – ein spannendes Abenteuer!

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