Im ersten Teil war ich mit euch auf Pilzsuche und hatte euch gezeigt, wie man ohne viel Hokuspokus Pilze fotografieren kann. Die Bilder waren dann auch ganz nett, aber out of cam ist gar nicht meins, deshalb müssen die Bild auch bearbeitet werden. Natürlich habe ich wieder in RAW fotografiert und mit Hilfe von darktable zeige ich jetzt, wie ich eines der Bilder bearbeite.
Das Einfachste wäre es jetzt, wenn ich euch das beste Bild zeigen würde. Ich würde ein wenig die Farben aufpeppen, etwas nachschärfen und vielleicht noch ein wenig die Kontraste anpassen oder so. Aber das wäre doch ziemlich langweilig.
Das Bild kann übrigens wieder hier herunterladen. Beachtet bitte, dass dieses Bild nicht kommerziell verwendet werden darf!
Ich habe ein Bild ausgesucht, mit dem ich eigentlich gar nicht so zufrieden bin. Ich hatte Vorort ein grelles Streiflicht, dass ich total unterschätzt hatte. Dadurch habe ich Bereiche die viel zu hell sind, sogenannte Spitzlichter, und viel zu dunkle Schatten. Das sieht nicht so toll aus.
Es geht also mal wieder um Dynamik. Doch was genau versteht man darunter? Eigentlich nur den Unterschied zwischen dem hellsten und dem dunkelsten Punkt in einem Bild. Das Problem ist aber, dass unser menschliches Auge einen wesentlich höheren Dynamikumfang verarbeiten kann, als unsere Kamera. Wir haben kein Problem damit, dem blauen Himmel und den weißen Sandstrand gleichzeitig zu betrachten. Der Helligkeitsunterschied macht uns nicht aus. Unsere Kamera hat damit aber meistens Probleme. Beim Fotografieren müssen wir uns deshalb oft entscheiden, ob wir den Strand oder den Himmel richtig belichten wollen, denn entweder ist der Himmel weiß oder der Strand schwarz. Je besser die Kamera, desto besser ist die Dynamik, aber unsere Augen sich einfach besser.
Beim Fotografieren müssen wir das also bedenken und entsprechend belichten oder einen anderen Bildausschnitt wählen. Wie man bei schwierigen Situationen vorgeht, variiert von Situation zu Situation. Es sind einfach Erfahrungswerte, die man sich mit der Zeit aneignet.
Das Licht kommt von vorne links, deshalb ist der vordere linke Teil des Hutes stark beleuchtet, während die rechte Hälfte im Schatten versinkt. Außerdem sind die Farben recht flau und besonders scharf wirkt das Bild auch noch nicht. Aber eins nach dem anderen…
Die Lichter runter, die Schatten rauf
Was mich am meisten stört , sind die Schatten, also fange ich damit an. Wie in den vorigen Beiträgen schon erklärt, spielt es hier keine Rolle, in welcher Reihenfolge man vorgeht.
Ich lade das Bild in darktable und es wird schon automatisch mit dem Hochpassfilter geschärft. Wie man diesen Filter benutzt, hatte ich hier schon beschrieben. Ich habe die optimalen Einstellungen für meine Kamera im Modul ermittelt und lasse es darktable beim importieren der Bilder automatisch anwenden. Ich muss nur noch etwas nachjustieren. Das selbe gilt auch für die Farbkurve, mit der ich, mit den LAB Farbraum, die Farben sättige. Wie das geht, hatte ich ebenfalls hier beschrieben.
Möchte man Lichter und Schatten bearbeiten, stehen uns mit eine Darktable eine ganze Reihe von Werkzeugen zur Verfügung. Das Modul „Lichter und Schatten“, oder „Tonemapping“ und „globales Tonemapping“ aber auch „lokaler Kontrast“ kann hilfreich sein. Leider muss man mit allen Module sehr vorsichtig arbeiten, denn es kommt sehr leicht zu Farbabrissen und ganz hässlichen Rändern und Kanten.
Für diese Bild nutze ich, genau wie das letzte Mal, das Modul Tonemapping. Beide Regler müssen hier wieder sehr weit nach links gezogen werden.
Das Licht ist jetzt wesentlich besser verteilt, da geht aber noch mehr.
Das ganze wirkt jetzt etwas dunkel. Aus den Schatten kann man sicher auch noch etwas mehr heraus holen. Deshalb geht es weiter mit dem Modul „Schatten und Spitzlichter„. Der Regler „Schatten“ wird etwas nach rechts geschoben, um die Schatten aufzuhellen. Weichgezeichnet wird mit dem „bilateralem Filter“, denn damit werden die Kanten an den Blättern im Vordergrund nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen.
Damit bin ich dann auch ganz zufrieden, das sieht schon wesentlich besser aus.
Die Farben
Die Farben sind mir jetzt aber viel zu kräftig, bis auf die Rottöne, die gehen hier etwas unter. Hierfür verwende ich am liebsten das Modul „Farbbereiche“ aus der Farbgruppe. Ich habe die Grüntöne etwas entsättigt und etwas abgedunkelt. Das Gelb etwas aufgehellt und gesättigt und das Rot ein wenig gesättigt und kräftig abgedunkelt. Zusätzlich habe ich den Farbton Orange ein wenig richtung rot gezogen, um das Laub etwas hervorzuheben. Jetzt hebt sich der Pilz mehr vom Hintergrund ab und so sollte es auch sein.
Damit im Bild noch eine richtige Herbststimmung aufkommt, muss die Farbtemperatur korrigiert werden. Im Herbst finden wir in Regel eher warme Farbtöne in der Natur, deshalb will ich auch wärmere Farben in dieser Szene. Am einfachsten geht das wohl mit dem Modul „Farbkorrektur„. Ich ziehe einfach den weißen Punkt etwas Richtung Rot und reduziere ein ganz klein wenig die Sättigung.
So langsam kommt das meinen Vorstellungen schon entgegen. Man könnte jetzt das Bild einfach exportieren und einfach weiter verwenden.
Der letzte Schliff
Was mir nicht so ganz gefällt, ist der kleine Zweig links neben dem Pilz. Den kann man einfach wegstempeln. Darktable hat mit dem Modul „Flecken Entfernen“ ein Werkzeug, mit dem man ganz gut kleiner Sachen entfernen kann. Komplexere Objekte entferne ich aber lieber mit dem Gimp. Der Gimp ist ebenfalls ein Programm, dass man frei verwenden kann. Somit kann man es einfach herunterladen und verwenden. Auch der Gimp ist für alle Betriebssysteme verfügbar. Während darktable ein reiner RAW-Konverter ist, ist der Gimp ein ausgewachsenes Grafikprogramm, mit dem wesentlich aufwendigere Arbeiten möglich sind.
Ich habe also dem Zweig mit dem Werkzeug „Klonen“ entfernt. Hierfür habe ich einen weichen Pinsel gewählt und die Deckkraft etwas reduziert. Ich habe einfach Moos aus anderen Bildteilen an die Stelle wo der Ast war kopiert.
Wenn man schon mal dabei ist, kann man mit dem Werkzeug „Abwedeln/Nachbelichten“ dem Pilzstiel etwas nachbelichten. Dazu verwendet man wieder einen Pinsel, mit dem man über die entsprechenden Bereiche zeichnet. Vielen dürfte diese Technik als dodge and burn bekannt sein.
Damit wäre das Bild auch schon fertig. Auch hier gilt wieder: Es gibt immer verschiedene Wege, wie man bei der Arbeit vorgehen kann. Meine Version zeigt wieder nur eine von unzählig vielen Möglichkeiten. Wie das Bild zum Schluss aussieht hat sehr viel mit dem eigenen Geschmack und der eigenen Erfahrung zu tun.