Das hier mal ein Beitrag über einen Friedhof erscheint, habe ich mir bevor wir nach Görlitz zogen auch nicht gedacht. Aber dieser Friedhof hier in unserem Stadtviertel, der Nikolaivorstadt, hat uns einfach in den Bann gezogen. Vor allem Nico zieht es immer wieder zum Fotografieren auf den Friedhof. So ist er uns wirklich einen Beitrag wert, denn er ist schon was ganz besonderes der Nikolaifriedhof.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte und Lage des Nikolaifriedhof in Görlitz
Der Friedhof liegt im Görlitzer Stadtteil Nikolaivorstadt, welche die Wiege der Stadt war. Nicht weit entfernt von der Altstadt.Der Friedhof liegt direkt hinter der Nikolaikirche.
Der Friedhof wurde erstmals 1305 urkundlich erwähnt, geht aber wohl bis in das 12. Jahrhundert zurück. Er ist der älteste Friedhof der Stadt und bis zur Eröffnung des städtischen Friedhofes 1847 war der Nikolaifriedhof die wichtigste Beerdigungsstätte der Stadt. Nach 1847 fanden nur noch in Ausnahmefälle Beerdigungen statt.
Er ist ein Bergfriedhof mit vielen Grabmalen des Barock aber auch des Klassizismus und deutlich ist die Ausprägung eines protestantischen Gottesacker zu sehen. Wie Luther es forderte: ein stiller, feiner Ort.
Dadurch das nicht mehr Heilige oder das Gebet Einfluss auf das Seelenheil der Verstorbenen hatte, veränderten sich die Friedhöfe, es war nicht mehr nötig in den Kirchen oder in nächster Nähe begraben zu werden, wie im Mittelalter geschehen, sondern auch reiche und einflussreiche Bürger der Stadt wurde an anderen Stellen des Friedhofs begraben. Auch Grufthäuser wurden zum Beispiel an der Kirchhofsmauer gebaut, an diesem Stellen wurde bis zur Reformation nur suspekte Personen begraben.
Auf dem Nikolaifreidhof findet man noch 850 Grabmale und Epitaphen (Grabtafel), die alle so aus der Zeit des 17. bis Mitte 19. Jahrhunderts stammen.
Die noch erhaltenen 17 Grufthäuser von 21 stammen alle so ab 1700, da vorher viele bei einem Stadtbrand 1717 zerstört wurden. Ein Grufthaus aus dem Jahr 1618. Diese gut erhaltenen Grufthäuser zu einem Friedhofsdenkmal.
1633 wurde der Nikolaifriedhof im Westen erweitert, um die vielen Pesttoten dieser Zeit beerdigen zu können. Sie wurden auf dem sogenannten Pestacker bestattet.
Bekannte Gräber auf dem Nikolaifriedhof
Auf dem Nikolaifriedhof sind wichtige Bürger der Stadt begraben.
So findet man das Grab des wohl bedeutendsten Sohnes der Stadt, Jakob Böhme (1575 – 1624), ein bedeutender Theosoph.
Und auch Johannes Maximilian Avenarius(1887-1954) ein bedeutender Maler , Grafiker und Illustrator liegt hier begraben.
Faszination Nikolaifriedhof
Dieser alte Bergfriedhof wirkt sowohl irgendwie mystisch, der einlädt zum spazieren gehen, zum Innehalten, der einen an die Vergänglichkeit erinnert, doch irgendwie auch integriert ist in das Leben, er wird ausgiebig zum Spazierengehen genutzt, erinnert auch mehr an einen alten verwilderten Park als an einen Friedhof und auch im Leben der Nikolaivorstadt ist er eingebunden, es finden dort Stadtteil Feste statt, wie auch Theater gespielt wird. Wir sind schon ganz gespannt was uns da noch so erwartet in Zukunft.
Diese besondere Atmosphäre dieses besonderen Friedhofs können sich auch Filmemacher nicht entziehen und so was der Nikolaifriedhof öfter schon Schauplatz des ein oder anderen Filmes.
Der Friedhof hat einfach was: Ruhe, Stille, Besinnung, Geschichte aber auch das Leben, denn dort wachsen wachsen soviel Pflanze, krabbeln so viele kleine Tierchen, fliegen die Bienen und Hummeln und auch Eichhörnchen springen und klettern munter herum!
Auch gibt es wie auf den meisten Friedhöfen die ein oder andere Sage, was es mit der Moller Linde zum Beispiel auf sich hat,berichte ich ein anderes Mal.
Es gibt auch eine spezielle Stadtführung über den Nikolaifriedhof, die wir sicher in nächster Zeit noch mit machen werden.
Die Führung heißt:
Vom Pestacker zum Sündenfall – Die etwas andere Führung über den barocken Nikolaifriedhof
Termine 2019:
11.05., 25.05., 08.06., 22.06., 06.07., 20.07. jeweils um 20.00 Uhr
03.08., 17.08., 31.08. jeweils 18.30 Uhr
14.09., 28.09., 12.10., 26.10. jeweils um 16.00 Uhr
Dauer: 90 Minuten
Treffpunkt:
Eingangstor Nikolaifriedhof
Preis
8,50 Euro pro Person, ermäßigt 7,50 Euro (Ermäßigung für Schüler, Studenten und Schwerbehinderte)
Karten im Vorverkauf Görlitz Information
Mögt ihr auch die Faszination die von Friedhöfen ausgeht? Kennt ihr auch einen ganz Besonderen Friedhof? dann schreib es in die Kommentare!
Auch bei Couchabenteurer findet ihr einen Beitrag über den Nikolaifriedhof mit wunderbaren Bildern in Schwarz/Weiss
Wow der Friedhof ist echt toll. Ich kann mir richtig vorstellen wie sehr einen der in den Bann ziehen kann und man sich auf die Suche von vergangenen Spuren der Menschen macht.
In Salzburg haben wir den Friedhof St. Peter, der ist dem sehr ähnlich, aber leider völlig überlaufen mit Touristen. Grüße Kristine
Wir sind Görlitzer. Meine Schwester Jahrgang 1931, Interessierte sich schon immer für die alten Grabmale auf dem Nikolaifriedhof. Und wir als Fam. gehen oft und gern über unseren Friedhof, wo sich auch unser Fam. Grab befindet. Er ist zu jeder Jahreszeit einen Spaziergang wert. Dank auch an die Friedhofsverwaltung für die gute Arbeit.
In der Tat ein mystischer, ruhespendender Ort!! Die Gräber – viele im Jugendstil – als wenn sie ihre Geschichten erzählen wollten. Görlitz kann sich freuen solch ein Kleinod zu haben . Pardon, Görlitz selbst ist schon ein Kleinod!!Schon beim ersten Mal habe ich mich in die Stadt verliebt.
Ich selber bin Görlitzer- war Görlitzer, nun lebe ich in Cottbus der Liebe wegen😀. Der Nikolaifriedhof ist mir gut bekannt. Ich wohnte Schanze 11 und der Nikolaifriedhof war mein täglicher Weg in die Schule. Ich war halt ein „Altstadt-Kind“. Oft bin ich auch nur so für mich über den Friedhof spaziert. Mein Großvater, Fotograf seit ich denken kann, zeigte mir versteckte Kleinods oder besondere Grabstellen. Auch konnte ich die Nikolaikirche mal von innen sehen- beeindruckend.
Wenn ich besuchsweise in Görlitz bin, zieht es mich natürlich auch zum Nikolaufriedhof…