Nie wieder- Gedenken an die Opfer des Holocaust

Stolpersteine Görlitz gedenktag an Holocaust
Stolpersteine in Görlitz

Wir möchten den heutigen Tag des 27.1., den Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, der 2005 von den Vereinten Nationen eingeführt wurde, an die Opfer des Holocausts erinnern und gerne schreiben warum uns dieses Thema schon immer so am Herzen liegt!

Die regelmäßigen Leser unseres Blog kennen unsere Einstellung zum Thema Demokratie, Rassismus und Politik. Immer wieder möchten wir darauf aufmerksam machen, das wir nur Reisen können, weil wir in Freiheit leben und so das große Privileg haben die Welt zu erkunden. Dadurch können wir euch von fremdem Ländern und Kulturen berichten und vielleicht auch zum besseren Verstehen und besserem Miteinander beitragen.

Unser Bezug zum Holocaust

Als sehr geschichtsinteressierte Menschen interessiert uns die Vergangenheit unheimlich und immer wieder finden sich spezielle Punkte in unserem Leben, die uns mit dieser Zeit immer wieder in Beziehung setzen.

Schulzeit

Nico habe ich in der Schule kennengelernt, mit zarten 14 Jahren haben wir uns das erste Mal gesehen und damals trug er Springerstiefel und Bomberjacke, ja damals war die Gesinnung eine ganz andere. Aber so typisch, den er hat in einem dieser tristen Plattenbauvierteln im Fritz-Heckert Gebiet in Chemnitz gelebt, wo gefühlt alle Rechts waren, in den sogenannten Baseballschlägerjahren.

Das änderte sich aber, denn er erkannte schnell das er da völlig falsch war und unsere Schule, die Waldorfschule, profitierte damals schon von vielen ausländischen Lehrern ob aus England, den Niederlanden, der Schweiz und vielen anderen, die die große weite Welt in das graue Städtchen in Sachsen brachten und einem Geist der Freiheit, welchen gerade der Aufbau einer ganz neuen Schule benötigte und auch trug.

Ja die Gedanken Rudolf Steiners sind mir gut bekannt, die Waldorfschulen haben sich davon distanziert in der Stuttgarter Erklärung und die Schulen die ich kenne, sind mit diesem Thema immer gut und weltoffen umgegangen, da wurden auch schon Lehrer sehr schnell gekündigt die ein solches Gedankengut von sich gaben oder zeigten. Ob es reicht sich so zu distanzieren dasist die Frage die noch unbeantwortet ist und viele Schulen haben definitiv ein Problem, so einige Fällevon Unterwanderung von Rechtsextremen sind bekannt undviele sicher unbekannt.

Nach der Schulzeit zogen wir nach Dachau, wo wir natürlich mit der Geschichte der Stadt konfrontiert wurden. Als meine Eltern dann auch nach Dachau zogen und meine Mutter in der KZ Gedenkstätte zu arbeiten begann, beschäftigte ich mich nun noch einmal mehr mit der Thematik und durch die Arbeit meiner Mutter lernte ich persönlich viele Überlebende des Holocaust kennen, durfte vielen Gesprächen lauschen,an Seminaren teilnehnehmen und so ganz viel lernen.Ganz besonders sind mir die Gespräche mit Max Mannheimer in Erinnerung geblieben. Einer der Menschen die mich tief bewegt haben und immer unvergessen bleiben wird. Seine ruhige Art über all die erlebten schrecklichen Dinge zu berichten und sein Zitat:

Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht!

Max Mannheimer

Dieses Zitat begleitet mich nun schon viele, viele Jahre lang! Er selbst sprach über seine grausamen Erlebnisse erst seit den 80`iger Jahren öffentlich. Dafür aber umso engagierter.

Gespräche mit den Großeltern und anderen Zeitzeugen

Nach diesen Gesprächen mit vielen Zeitzeugen, kam immer wieder zur Sprache, wie wenig man über dieses Thema gesprochen hat, wie viel verschwiegen wurde. Auch wenn ich selbst an meine Großeltern denke, haben wir nie über dieses Thema gesprochen. Das Großelternpaar väterlicherseits lernte ich selbst nie kennen, da sie vor meiner Geburt starben. Mein Opa erzählte wohl etwas von seiner Zeit im Krieg, aber auch nicht mehr als ein paar Anekdoten.

Dabei hätte ich so viele Fragen, gerade an meine Oma die damals 1945 mit 3 kleinen Jungs, mein Vater war damit 2 Jahren der Jüngste, aus Schlesien fliehen mussten. Mir ist erst nachdem wir hier nach Görlitz aufgefallen, das mein Vater und meine Großeltern nur 30km von hier entfernt gelebt haben und mein Vater dort geboren wurde.

Meine anderen Großeltern, habe ich selbst nie erzählen hören, aber ich habe auch nie gefragt! Das bedauere ich ungemein. Dabei habe ich so viele Fragen, ich weiss mein Großvater war Sozialdemokrat vor Hitlers Machtergreifung, aber wie es danach war, weiss ich nicht. Ich weiss auch nicht wie es für meine Oma in Berlin während der letzten Kriegsmonate war mit Baby, denn im Dezember 1944 kam meine Mama zur Welt.

So viele Fragen die ich habe und die nie beantwortet werden können!

Im Rahmen meiner Ausbildung zur Krankenschwester habe ich die Möglichkeit gehabt mit vielen Menschen dieser Generation sprechen zu können, doch so viele wollen und wollten einfach nicht darüber reden, aus Verdrängung des Geschehens oder wegen Traumata die entstanden oder auch einfach wegen der Schuld. Wie sagte eine ältere Dame aus dem Raum Dachau zu mir: „Mei natürlich haben wir gesehen was da passiert ist im KZ, aber wir konnten doch nichts machen und jetzt möchte ich nicht mehr daran denken!“

Was so Schade ist und eines der Probleme ist, wie man an der heutigen Gesellschaft sieht, den aufgearbeitet ist da so wenig und das gibt Spielraum für den neuen Rechtsextremismus, der ja acuh immer deutlicher sichtbar wird,gerne hinter anderen Probemen unserer Zeit versteckt.

Nie wieder- Wie wir mit unseren Kindern über dieses Thema sprechen

Holocaustdenkmal Berlin gedenken an die opfer des nationalsozialismus
Holocaust-Mahnmal in Berlin, genau dort wo es hingehört in das Herzen der Hauptstadt

Damit genau das nicht wieder passiert, damit nie vergessen wird was geschehen ist und vor allem auch wie das Ganze sich entwickeln konnte und auf welchen Ideen unsere Demokratie fußt, müssen wir daran erinnern was geschah! Genau solche Tage wie den heutigen Gedenktag 75 Jahre nach der Befreiung von Ausschwitz, brauchen wir. Wir brauchen die Erzählungen der Überlebenden, wir brauchen solche Gedenkstätten, wir brauchen die Erinnerung und im Gegensatz zu so manchen Zeitgenossen, bin ich der Meinung wir brauchen noch viel mehr der Erinnerungskultur, denn nur so wird es nicht vergessen und nicht verklärt.

Gerade jetzt wo einfach viele der Überlebenden nicht mehr unter uns weilen,woleidermehr undmehr streben,müssen wir Überlebenden es übernehmen zu erzählen, immer und immer wieder.

Unsere Kinder versuchen wir dazu zu erziehen, das sie Fragen stellen, auch die unbequemen, anders wie es bei uns und auch unseren Eltern war. So wichtig auch zu Fehler, schrecklichen Dingen eine Meinung zu haben.

Bei unseren Kindern kommt einfach noch dazu, das die beiden Ältesten in Dachau geboren sind und so sehr zeitig schon mit dem Thema in Berührung kamen. Den Dachau ist ein Begriff in Norwegen und so kamen sie schon in den ersten Schuljahren und haben gefragt was der Ort für eine schlimme Bedeutung hat. So mussten wir also schon recht zeitig darüber reden, was wir immer natürlich alters entsprechend taten. Die Ältesteste beschäftigte sich dann sehr viel mit dem Thema über Bücher, von Anne Frank bis Als Hitler das rosa Kaninchen stahl. Die Zweitälteste hielt sich an Erzählungen und stellte viele Fragen zum Thema. immer und immer wieder kamen sie dann mit Fragen und Erzählungen,die wirimmerversuchten zu beantwortenbzw. Antworten zu finden,wenn wir sie nicht hatten, denn auch das passiert natürlich.

Bei unserer Nummer drei ist es so das sie am 20.4. Geburtstag hat und ebenso auf dieses Geburtsdatum recht jung angesprochen wurde und mehr wissen wollte wer dieser Mann, der Norwegen besetzte, denn in diesem Zusammenhang bekam sie es mit, denn sie ist ja in Norwegen geboren. Dadurch wurdesie natürlich auch sensibilisiert für dieses Thema, sie nähert sich dem Thema am liebsten neben unseren Erzählungen über Filme.Einer ihrer liebsten Filme zu diesemThema: „Der Junge im gestreiftem Pyjama.“ Es beschäftigt sie Phasenweise sehr häufig, was auch damit zu tun hat in welcher Region wir leben, also eine mit einemhohen Anteil an Wähleraus dem rechtem Spektrum. So geht sie auch liebend gern auf Demostrationen gegen Rechts mit und ist da sehr engagiert und vertritt ihre Meinung da auch ganz klar gegenüber Klassenkameraden.

Gerade zu wegen des Geburtstags an diesem Tag mussten wir auch dort wieder zeitiger wie eigentlich gewünscht, auf dieses Thema eingehen und auch dort wieder behutsam vorgehen, doch auch schon sehr klar! Heute mit fast zehn Jahren besteht da ein großes Interesse, was geschah, warum und vor allem sieht sie schon auch recht klar die Zusammenhänge zu heute. Gerade wenn man bedenkt wie hier in dieser Gegend offen rechte Symbolik getragen und gezeigt wird. Sie besuchte mit großem Interesse das 2.World War Museum in Gdansk, eines der besten Museen zu diesem Thema wie ich finde und auch das Deutsche Historische Museum in Berlin fand sie sehr interessant.

Es ist also durchaus möglich und wie wir finden auch sehr wichtig schon Kinder mit diesem Thema vertraut zu machen und auch sehr gut kind- und altersgerecht möglich ist. Es ist einfach auch unsere Pflicht als Eltern das zu tun.

Die Verbrechen im Nationalsozialismus gegen die Menschlichkeit müssen ein fester Teil unseres Geschichtsbewusstseins und unserer Verantwortung für die Demokratie und Menschenrechte sein! Eine Erinnerungskultur die würdig der Opfer gedenkt und vor geistigen Brandstifter schützt, die mittlerweile wieder in vielen Parlamenten in Deutschland und anderen Ländern Europas sitzen und wieder ihre Menschen verachtenden Ideen und Ideologien unter das Volk bringen können! Dagegen müssen wir aufstehen und Gesicht zeigen, wenn nicht nicht jetzt wann dann? Denn wie uns die derzeitige Entwicklung zeigt ist das dringend notwendig, eigentlich notwendiger den je.

Deswegen stehen wir auf und sagen: Nie wieder und #weremember

Wie andere ihren Besuch in der KZ Gedenkstätte Auschwitz erlebt haben:

Theroadmosttravveled

Von Nordkap nach Südkap

2 Kommentare

  1. So, ich bin endlich dazu gekommen deinen/euren Beitrag zu lesen!
    Ich finde es gut, dass gerade um den 27. rum doch so viele Beiträge zu KZ Besuchen und thematisch ähnlichen Dingen „aufgeploppt“ sind.
    Ich verstehe nicht, dass Menschen behaupten, es würde keinen Rechtsruck geben heutzutage (Kommentar unter meinem Auschwitz Beitrag). Das sei ja alles nur linke Propaganda..
    Es ist so wichtig die Geschichte aufzuarbeiten, sie zu verbreiten und zu verhindern, dass das Ganze nochmals passiert. Wir sehen ja genügend Parallelen zwischen der Vor-Hitler-Zeit und einigen Politikern. Warum man Menschen aufgrund der Hautfarbe, Sexualität, Religion oder so hassen kann, erschließt sich mir sowieso nicht. Wieso können wir nicht in Frieden leben und uns gegenseitig akzeptieren und tolerieren? So viel Hass und Leid.. aber wozu?
    Und wie kann man so viel Angst und Hass verbreiten?
    Ich habe auch viele Fragen, nicht nur zu damals. Auch zur heutigen Zeit.
    Leider war ich damals zu jung um meine Oma zu befragen, hatte eine schwierige Familiengeschichte. Daher bin ich familiär nicht in Berührung gekommen mit Kriegsgesprächen u. ä.

    Ich finde es übrigens „toll“ (ist das das richtige Wort hier?), dass deine Mama in der KZ Gedenkstätte gearbeitet hat. War sicher kein einfacher Job, aber so ein wichtiger.

    Danke, dass auch ihr dieses Thema an die Öffentlichkeit bringt!

    Ganz viel Liebe <3

  2. Toller Beitrag! So etwas darf nie mehr passieren. Ich hoffe das der Hass gegenüber Juden, Schwarze, etc. aus unserer Gesellschaft verschwindet.
    #weremember

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