Das Fotografieren mit einem Fischaugen-Objektiv ist schon ziemlich speziell. Ein solches Objektiv tanzt einfach völlig aus der Reihe und erlaubt uns Motive aus einem völlig neuen Winkel zu betrachten. Die Perspektiven und Linien werden bei so einem Objektiv völlig verzerrt und verbogen, dass erlaubt es uns Bilder aufzunehmen, die komplett vom Standard abweichen und etwas ganz besonderes darstellen können.
Weitwinkelobjektive haben die Eigenschaft alles im Vordergrund vergrößert darzustellen und alles im Hintergrund verkleinert abzubilden. Bei einem Fischauge tritt dieser Effekt noch viel extremer hervor. Außerdem haben solche Objektive, auf Grund ihrer sehr kurzen Brennweite, einen sehr großen Tiefenschärfenbereich.
Das Zenitar 16/2.8 ist ein manuelles Objektiv und eigentlich kein Altglas, da es noch Produziert wird. Es wird mit sehr unterschiedlichen Anschlüssen hergestellt, so das es für die meisten Kameras eine Version gibt. Ich habe mich aber bewusst für einen m42-Anschluss entschieden, da ich viele solcher Objektive besitze und sie auch an unterschiedlichen Kameras verwenden will.
Das Objektiv ist für Vollformat-Sensoren ausgelegt. Ich verwende es allerdings an einer Kamera mit einem APS-C-Sensor. Dadurch kommt bei mir die typischen Krümmungen, die man von Fischaugen-Objektiven kennt, gar nicht richtig zur Geltung. Das kann man als Nachteil sehen doch man kann mit so einer Kombination wirklich gut arbeiten. Ich verwende es als starkes Weitwinkel, bei dem ich nur die Krümmung ein wenig beachten muss.
Stürzende Linien sind furchtbar und das Zenitar 16/2.8 lässt die Linien ordentlich stürzen. Doch in vielen Situationen ist es völlig egal, ob da ein paar Linien nicht ganz gerade verlaufen und oftmals wirken solche Bilder sogar interessanter. Es kommt also mal wieder darauf an, was man damit anstellt.
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Die Bildqualität
Die Schärfe würde ich als absolut akzeptabel einstufen. Es liefert keine knackige Schärfe, aber darauf kommt es bei so einem Objektiv auch gar nicht unbedingt an. Die Stärken liegen hier ganz woanders. Nämlich bei dem enormen Blickwinkel und der sich daraus ergebenden Möglichkeiten.
Die Kontraste finde ich sehr ausgewogen und harmonisch und auch bei Gegenlicht macht das Zenitar noch eine gute Figur. Von technischer Seite liefert dieses Objektiv eine recht gute Qualität. Doch kann man die Bildqualität nicht allein nur von der technischen Seite beurteilen. Ich hatte das hier schon einmal thematisiert. Die Besonderheit ist hier nämlich die Krümmung, die zum Bildrand hin immer stärker wird. Man muss also diese Krümmung in der Bildgestaltung unbedingt mit berücksichtigen. Man hält mit diesen Objektiv ein Werkzeug in den Händen, dass vom Fotografen einiges abverlangt, aber auch ganz neue Möglichkeiten bietet.
Die Schärfentiefe
Je kleiner die Brennweite, desto grösser ist die Tiefenschärfe. Stellt man den Fokusring des Zenitar auf Unendlich, wird alles ab etwa 2 Meter Abstand durchgängig scharf. Die Naheinstellgenze liegt bei etwas 30 cm, so das man man auch mal etwas näher an ein Motiv herangehen kann. Durch die extreme Tiefenschärfe ist es sehr wichtig, dass man bei der Bildgestaltung besonders sorgfältig auf den Hintergrund achtet!
Der Preis
Gekauft habe ich das Objektiv mal wieder beim großen Online-Auktionshaus. Der Preis liegt in der Regel um die 120 Euro. Dazu kommen noch einmal 20 Euro für den Versand, weil das Objektiv aus Russland kommt. Desweiteren erhebt das Zollamt noch einmal Steuern für die Einfuhr. Das waren knapp 40 Euro. Das sollte man unbedingt beachten. Außerdem musste ich etwas zwei Monate auf die Lieferung warten, was auch nicht so toll war. Das Objektiv war aber neu und nur die Verpackung war ein wenig ramponiert.
Es gibt bei diesen Auktionshaus auch einige Anbieter aus Deutschland. Da kosten die Objektive (gebraucht) etwa 40 Euro mehr als bei den russischen Anbietern, aber man erspart sich eine Menge Ärger und sogar noch Geld und die Lieferung dauert nur wenige Tage. Aber hinterher ist man halt immer schlauer.
Bei einem Blickwinkel von 180 Grad, ist es nicht möglich eine Sonnenblende zu montieren. Da die Linse sehr weit vorne am Objektiv sitzt, muss man wirklich gut aufpassen, das man mit der Linse nicht irgendwo aneckt. Sehr schnell könnte das Objektiv schaden nehmen.
Auch dieses Objektiv verfügt wieder über eine Springblende ( zumindest die Version mit dem m42-Anschluss). Es gibt leider keinen Knopf um die Blende manuell zu verstellen, was bedeutet, dass man nur mit eingedrückten Stift auf der Rückseite der Objektives, die Blende verstellen kann. Ich habe eine Anleitung im Internet gefunden, mit deren Hilfe man den Stift einfernen kann und sich die Blende anschließend manuelle verstellen kann. Ich fand das etwas zu kompliziert und habe den Stift einfach mit Sekundenkleber fixiert.
Mein Fazit
Keine Alltagslinse! Ganz klarer Fall! Aber wer sich für ein Fischauge interessiert, weiß das auch vorher. Doch kann man mit diesem Objektiv wunderbar Kreativ arbeiten. Mit seinen 310 Gramm ist noch recht leicht und kompakt. Die Haptik ist absolut in Ordnung. Es liegt gut in der Hand, der Fokusring lässt sich leicht ertasten und der Blendenring liegt so dicht an der Kamera, dass man ihn nicht versehentlich verstellen kann. Wer an weiteren technischen Informationen interessiert ist, wird hier fündig.
Diese Objektiv hat einen festen Platz in meinem Rucksack bekommen. Auf unserer letzten Reise durch Polen habe ich es öfter eingesetzt und auch neulich auf unserem Kurztrip nach Havelberg war es öfter im Einsatz. Es ist eine tolle Ergänzung zu meinen anderen Festbrennweiten und ich möchte es nicht mehr missen. Die Bilder in diesem Beitrag entstanden alle in den letzen Wochen und wurden alle wie immer mit darktable bearbeitet.