Darktable: Die Dunkelkammer

Seit dem 24.12.2019, also mit dem erscheinen der Version 3.0.0 hat sich das Aussehen von darktable stark verändert. Im großen und ganzen ändert sich aber die Funktionsweise der Dunkelkammer nicht, doch wurden einige Module überarbeitet oder hinzugefügt. Der Text in diesem Beitrag kann dennoch problemlos auf neuere Versionen von darktable angewandt werden.

Die Dunkelkammer bei darktable dient zum entwickeln der Bilder. Auch wenn wenn man mit dem Programm die Bilder sehr gut auf dem Leuchttisch organisieren kann, ist es doch in erster Linie ein RAW-Konverter. Wie ich hier schon mal geschrieben hatte, benötigt man zum entwickeln von RAW eine spezielle Software. Darktable ist eine solche Software, auch wenn sich damit so ziemlich jedes relevante Bildformat bearbeiten lässt. Bei RAW spricht man übrigens nicht von Bildbearbeitung, sondern von RAW-Entwicklung. Genau so wie man früher die analogen Fotos entwickeln musste, muss man auch digitale Negative erst einmal zu einem Bild konvertieren. Das liegt daran, dass die RAW eigentlich keine Bilder sind, sondern nur ein ein Haufen Daten, der erst entwickelt werden muss. RAW sind also das Pendant zu den analogen Negativen.

Da jede Kamera mit ihren eigenen RAW-Format ausgestattet wird, muss die Software natürlich auch viele dieser Dateien beherrschen. In der Regel werden neue Kameras immer recht schnell unterstützt und die Anzahl unterstützter Kameras wächst ständig.

Die Dunkelkammer von darktable
Die Dunkelkammer von darktable

Darktable leistet in der RAW-Entwicklung wirklich Bemerkenswertes. Die Qualität, die er liefert ist herausragend und somit professionell einsetzbar. Allerdings ist die Bedienung an einigen Stellen etwas gewöhnungsbedürftig.  Viele Funktionen erschließen sich einem nicht immer gleich und viele praktische Kniffe entdeckt man oft eher durch Zufall.

Der Fensteraufbau

Der Fensteraufbau der Dunkelkammer ähnelt stark dem Leuchttisch. In der Mitte dominiert das zu entwickelnde Bild. An den Rändern befinden sich wieder vier Leisten, die bei Bedarf ein und ausgeklappt werden können.

Die untere Leiste zeigt alle Bilder, die sich im selben Ordner befinden, wie das zu bearbeitende Bild. Mit Hilfe der Miniaturbilder kann man zu einem anderen Bild wechseln, ohne extra auf den Leuchttisch wechseln zu müssen.

Dominant in der Mitte des Fensters befindet sich das Bild, welches man bearbeiten will. Fährt man mit der Maus in das Bild und dreht das Mausrad, so zoomt man in das Bild herein oder heraus. Gezoomt wird bis zu 100%, was für die RAW-Entwicklung meist genug ist.

Linke Seitenleiste der Dunkelkammer
Linke Seitenleiste der Dunkelkammer

Die linke Seite dient der Information und Verwaltung. Hier kann man Snapshots erstellen, um verschiedene Entwicklungsstände zu vergleichen. Man kann den Verlauf der Entwicklung einsehen und zu früheren Entwicklungsständen zurück kehren. Die Pipette hilft dabei Farben zu messen (damit muss ich mich noch mal auseinander setzen). Unter Tagging kann man das Bild mit Stichworten versehen. In den Bildinformationen erfährt man wie ein Bild fotografiert wurde, wie groß es ist oder wo es gespeichert ist. Die Maskenverwaltung verwaltet, wie der Name schon sagt, die Masken, die in der Bearbeitung angelegt worden.

Oben links befindet sich eine Miniaturansicht das Bildes, was bearbeitet werden soll. Neben dem Bild befindet sich ein kleiner Schalter, mit dem man ebenfalls Zoomen kann. Damit kann man bis zu 200% zoomen, was zum Beispiel beim Entfernen von Flecken hilfreich sein kann.

Das Verlaufsmodul zeigt alle bisherigen Arbeitsschritte
Das Verlaufsmodul zeigt alle bisherigen Arbeitsschritte

Die meisten der bisher genannten Punkte sind selbsterklärend, oder erschließen sich beim Arbeiten mit darktable.

Die Entwicklungsmodule bei darktable:

Die rechte Seite  enthält alle Module, die zur RAW-Entwicklung benötigt werden. Oben befindet sich das Histogram, welches dabei hilft, einzuschätzen, ob ein Bild richtig belichtet wurde. Man kann mit der Maus die Kurve im Histogram ziehen und somit die Helligkeit verändern. Allerdings halte ich die Methode für sehr grob. Das Modul Belichtung finde ich wesentlich geeigneter.

Die Module sind in Gruppen sortiert. Das hilft dabei den Überblick zu wahren. Darktable kommt mit sehr vielen Modulen daher. Das Sortieren in Gruppen ist daher wirklich angebracht.

Von links nach rechts: 

Alle eingeschalteten Module:

Die Module, mit denen das Bild bearbeitet werden soll, müssen bei darktable erst explizit eingeschaltet werden. Beim Einschalten wird die Standardeinstellung das Moduls verwendet. Entweder man schaltet sie bei der Bearbeitung nach Bedarf ein, oder man lässt das Modul automatisch einschalten. Darktable bietet hier interessante Möglichkeiten, zur Automatisierung. Man kann ein Modul auf seine Bedürfnisse einstellen, diese Einstellung als Voreinstellung speichern und beim Laden eines Bildes automatisch starten. Das erspart uns eine menge Arbeit. Darktable geht hier sogar noch weiter. Man kann den Autostart sehr feinkörnig einstellen und somit entscheiden ob das Modul nur bei einer bestimmten Kamera, einem bestimmten Objektiv oder sonstigen Bildeigenschaften starten soll.

Das Histogramm und alle eingeschalteten Module

Um den Überblick zu behalten, welche Module eingeschaltet wurden, werden diese in der ersten Gruppe angezeigt.

Favoriten: 

Module, die man öfter nutzt, können unter den Favoriten abgelegt werden. Damit findet man die Lieblingsmodule in Windeseile. Es gibt zwei Möglichkeiten die Module zu favorisieren. Entweder findet man die Option im Modul unter Voreinstellung, oder unter „weitere Module„(findet man unten rechts, unter den Modulgruppen). Hier kann man weitere Module aktiveren oder deaktivieren. Klickt man einmal auf ein Modul, so wird es aktiviert, beim zweiten mal landet es bei den Favoriten und beim dritten klick deaktiviert man es wieder.

Basisgruppe:

Wie der Name schon sagt, findet man hier Module, die zur grundlegenden Entwicklung benötigt werden. Dazu gehören die Belichtung, Zuschneiden und drehen, Weißabgleich, Kontrast, Sättigung oder aber auch die Korrektur der Schatten und Spitzlichter. Viele dieser Module sind essentiell in der Rohentwicklung.

Die Basismodule
Die Basismodule

Helligkeitsgruppe:

Der Gruppenname ist vermutlich etwas unglücklich gewählt. Die Module Werte, Lokaler Kontrast oder auch Tonemapping verwendet man um Details im Bild besser herauszuarbeiten. Man kann also bestimmte Bereiche, wie zum Beispiel Schatten oder auch Spitzlichter aufhellen oder auch abdunkeln. Das gilt in gewisser Weise auch für Farben. Zumindest befindet sich die Farbkurve ebenfalls in dieser Gruppe. Mit der Farbkurve kann man den LAB-Farbraum beeinflussen.

 

Farbgruppe:

Hier geht es ganz klar um Farben. Farbbereiche, Farbkorrektur, Kanalmixer, Lebendigkeit. Diese Module nehmen direkten Einfluss auf die Farbwiedergabe und Farbwirkung. Man kann hier die einzelnen Farben eines Bildes sättigen, ein Bild in Schwarz/Weis umwandeln oder aber auch Farben komplett verändern. Man könnte eine rote Rose problemlos in eine gelbe Rose verwandeln, ohne das der Rest des Bildes beeinflusst wird. Hier kann man die Vorteile eines RAW-Bildes voll auskosten.

Korrekturgruppe:

In dieser Gruppe findet man Module zur Korrektur von Bildfehlern, wie zum Beispiel mangelnde Schärfe, Farbsäume, Objektivverzeichnungen, Flecken, stürzende Linien, Bildrauschen oder auch Dunst. Viele dieser Fehler lassen sich sehr einfach beheben.

Effektgruppe:

Die letzte Gruppe beinhaltet Module, die verschiedene Bildeffekte erzeugen sollen. Hier findet man Vignetierung, Weichzeichnung, Körnung und Verlaufsfilter. Hier kann man den Bildern den letzten Schliff geben.

Module der Effektgruppe

Besonderheiten

Es spielt bei darktable keine Rolle, in welcher Reihenfolge man beim Bearbeiten vorgeht. Ob man nun zuerst schärft und anschließend ein Bild gerade rückt oder umgekehrt, das Ergebnis ist identisch. Das vereinfacht die Arbeit enorm. Dadurch muss man auch nicht so oft nachschärfen, was ein überschärfen verhindert.

Fast jedes Modul lässt sich beliebig oft duplizieren, wodurch man sie mehrfach anwenden kann.

Fast alle Module lassen sich  überblenden, dazu stehen die selben Überblendmodi zur Verfügung, wie man sie bei anderen Bildbarbeitungsprogrammen auch kennt.

Außerdem lässt sich die  Deckkraft der meisten Module einstellen. Dadurch kann man die Wirkung des Modules sehr genau dosieren.

Die meisten Module lassen sich aber nicht ausschließlich auf das gesamte Bild anwende, sondern kann auch gezielt auf bestimmte Bereiche, Farben oder Helligkeitsbereiche angewandt werden. So kann man zum Beispiel den Kontrast das Himmels erhöhen, das Wasser eines Flusses aufhellen oder nur die Augen eines Portraits schärfen. Dazu kann man verschiedene Masken anlegen. Das Programm bietet hier  gezeichnete Masken, parametrische Masken und eine Kombination aus beiden an.

Farbbereiche. Die erste Wahl zum anpassen der Farben in darktable.
Farbbereiche. Die erste Wahl zum anpassen der Farben in darktable.

Man kann zu jeder Zeit zu die Module zurücksetzen oder gar deaktivieren, ohne das es  negative Konsequenzen für die Bearbeitung hat. So kann man gefahrlos alle Module ausprobieren,  was ich auch absolut empfehlen möchte.

 

Anmerkung zum Text

Das Schreiben von diesem Text ist mir nicht leicht gefallen. Um ehrlich zu sein habe ich ihn sogar viele Wochen vor mir her geschoben. Ich behaupte von mir, dass ich mich sehr gut mit darktable auskenne, doch eine Anleitung zu schreiben, die möglichst viele Informationen enthält und gleichzeitig interessant und spannend zu lesen ist, ist alles andere als einfach. Doch warum tue ich mir das dann an?

Ich möchte in Zukunft viel mehr über die Bildbearbeitung schreiben. Ich möchte zeigen, wie ich meine Bilder bearbeite und vielleicht sogar ein paar RAW zum Download anbieten, so das sich jeder selber mal an meinen Bildern versuchen kann.

Was man dazu aber braucht, ist eine Software die jeder einfach so nutzen kann. Da bietet sich natürlich freie Software an, weil sie mit keinerlei Kosten verbunden ist. Ich könnte das Programm sogar hier zum kostenlosen Download anbieten. Versucht das mal bei der Konkurrenz. Außerdem läuft darktable auf jedem Desktop-Betriebssystem. Somit kann wirklich jeder das Programm nutzen, egal ob man Windows, Linux, Apple, *BSD, Solaris oder was auch immer nutzt. Wir haben also einen gemeinsamen Nenner!

Wer darktable nutzen möchte, kann es auf der Webseite herunterladen.

Außerdem benötigt man natürlich noch eine Anleitung oder ein Handbuch für die Software. Hier sieht es eher schlecht aus, zumindest wenn man sich auf die deutsche Sprache beschränkt. Es gibt ein paar gute Seiten auf deutsch, aber die sind eher sehr technisch und nach meiner Meinung weniger für Anfänger geschrieben.

Ich werde noch öfter auf diesen Text hier verweisen, da die Module eine zentrale Rolle bei darktable spielen. Also muss ich, um mein Vorhaben umzusetzen, mich erst einmal durch so langweilige Texte quälen. Der Nächste wird bestimmt angenehmer.

 

RAW oder Jpeg?

https://www.mitkindimrucksack.de/2018/06/12/darktable-der-leuchttisch/

Bildbearbeitung: Wir bearbeiten Deine Bilder!

 

11 Kommentare

  1. Huhu,

    eine echt tolle Anleitung und verständliche Erklärung! Ich persönlich hatte das noch nie getestet, aber nun juckt es mir ja doch etwas in den Fingern 😀

    Lg
    Steffi

  2. Scheint wirklich ein interessantes Programm zu sein. Ich lad mir das gleich mal runter und werd mal versuchen mit deinen Tipps an meinen nächsten Fotos für meine Looks zu arbeiten. Find die Idee von den Bearbeitungshilfen auf einer gemeinsamen Basis wirklich super. Ich hab damit immer mal so meine Probleme und arbeite grade einfach nur mit dem Standard Microsoft Bearbeitungstool.
    Liebe Grüße,
    Tama <3

  3. Hallo Moin,

    ich arbeite sehr gern mit Darktable und hatte mich eigentlich schon ganz gut eingearbeitet. Doch mit deinen Artikeln kitzelt man noch ein bisschen mehr heraus. Nun bin ich von der EOS 1300d auf die M50 mit dem neuen RAW Format Canon CR3 umgestiegen. Das wird in Darktable leider noch nicht unterstützt. Schade. So macht die Kamera nur halb so viel Spaß

    1. Das kenne ich noch von meiner Sony a-33. Das kann schon nerven. Die Cannon M100 wird zumindest mit der kommenden Version unterstützt, da besteht noch Hoffnung für dich. Die Canon-Modelle sind ja meist eh gut vertreten. Nur der neue Kram braucht halt manchmal etwas Zeit.
      LG Nico

      1. Hej, danke nochmal für die Tipps beim Feuerwerk. Ich habe nun auch eine Lösung für mein Darktable Problem gefunden. Ich jage die RAW Dateien durch DNG Converter eines großen Anbieters und öffne die DNG’s dann in Darktable. Wunderbar.

        Viele Grüße Steffen

  4. Hallo Nico,
    tausend Dank für dein darktable-Tutorial!!!
    Super das du dir die Arbeit machst um quasi ein „darktabel Handbuch“ zu erstellen.
    Ich hatte mich schon vor einiger Zeit an darktabel versucht, hatte es aber wieder verworfen, da es im Netz keine deutsche Anleitung (außer einigen Video-Tutorials) gab. LR kommt für mich nicht in Frage.
    Habe dann einige Zeit mit Luminar experimentiert. Bin aber jetzt, durch deinen Blog, wieder auf darktable aufmerksam geworden und bin begeistert. Jetzt habe ich auch keinen Grund mehr mit Windows zu arbeiten, sonder werde wieder ganz zu Linux wechseln! Ich hoffe du führst diesen Blogbeitrag noch lange weiter und gibst uns „Greenhorns“ noch viele Tipps.

    1. Vielen Dank für deinen Kommentar. Es freut mich wirklich, wenn ich mit meinen Anleitungen anderen helfen kann. Es wird in Zukunft auch noch weitere Texte rund um darktable geben, ich muss nur mal wieder etwas Zeit finden. 🙂 Was genau ist eigentlich Windows? 😀

      Liebe Grüsse
      Nico

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