Wer uns kennt, weiß das es hier oft auch Beiträge zu politischen Themen gibt und auch dieser wird ein solcher, denn es ist so wichtig sich zu positionieren. Gerade als Reiseblogger ist es wichtig für Vielfalt, Toleranz und Menschlichkeit zu sein. Hier ein paar Beiträge dazu: zur Demokratie oder der Beitrag von Susi the Wuff zu Rassismus.
Wir sind die letzten Wochen sehr erstaunt, erfreut und verwundert gewesen was plötzlich mit diesem Land, das so ein bisschen im wohlgefälligem Winterschlaf wirkte, was das immer größer werdenden Problem des Rechtsextremismus angeht, das solche rechten Meinungen und auch Sprache immer mehr in die Mitte der Gesellschaft, ja auch im demokratischem Parteispektrum zu ließ und lässt.
Doch plötzlich nach der CORRECTIV Recherche im Januar über einen Geheimplan für Deutschland von Rechtsextremen und Geschäftsleuten, schön im Hinterzimmer besprochen, passierte etwas erstaunliches im Land: Tausende Menschen überall im Land gehen auf die Straße und zeigen, dass sie solche Pläne nicht wollen, das sie für Demokratie einstehen und diese Blaubraune Partei in die Schranken weisen wollen.
Das freut uns natürlich, auch wenn das jetzt eigentlich gar nicht überraschend kommt was diese Partei und ihre Anhänger eigentlich vorhaben, das ist schon oft gesagt und geschrieben worden, aber okay wenn es diesen einen Weckruf für so viele brauchte, dann ist das so und hoffentlich noch nicht zu spät.
Inhaltsverzeichnis
Unser Verhältnis zu Demonstrationen
Wir sind schon lange aktiv auf der Straße gegen Rechtsextremismus und für Vielfalt im Land. Auf meiner ersten Demo war ich mit 12 Jahre 1989, meine Eltern waren damals in Karl-Marx-Stadt auf den ersten Demonstrationen, da durfte ich noch nicht mit, da man nicht wusste: verlaufen diese friedlich oder nicht, ich erhielt Instruktionen wie ich mich verhalte, sollten sie an diesen Abenden nicht wiederkommen. Später, wo sich abzeichnete das es friedlich bleiben würde, durfte ich auf mein Drängen mit und dieses Erlebnis mit so vielen Menschen mit einer Kerze in der Hand durch die Stadt zu ziehen, das war eindrucksvoll und hat mich geprägt, wie wichtig es ist und wie kraftvoll so eine friedliche Demonstration sein kann. Danach war ich immer mal wieder auf der Straße.
Intensiv wurde es dann 2015, dort habe ich dann im beschaulichem Stjørdal in Norwegen, Demos organisiert und mit organisiert, als sich dort plötzlich Pegida breit machen wollte und auch eine Demonstration gegen den Fremdenhass habe ich organisiert.
Als wir dann nach Deutschland zogen, dann auch noch hier in die Hochburg der noAfD, tja da gab es genügend Gründe immer und immer wieder auf die Straße zu gehen.
Was bringen die Demos?
Immer wieder werden wir gefragt: Was bringen den Demos gegen Rechts?
Also erst einmal bringen solche Demo Aufmerksamkeit für ein Thema, sie bringen Menschen zusammen, auch solche, die eigentlich so nie zusammenfinden würden, aber nun sind es eben nicht mehr „nur“ die Antifa die gegen Rechtsextremismus auf die Straße geht, sondern auch eher konservative Menschen, alte, junge, Familien und Singles, eben alle, die für unser Grundgesetz für unsere Demokratie einstehen, für sie kämpfen wollen. So viele Menschen haben wir in der letzten Zeit getroffen, die noch nie auf einer Demo waren.
Sie zeigen auch denen, die aus verschiedenen Gründen vielleicht nicht auf eine Demo können, wie viele Menschen doch für Demokratie, Vielfalt und Menschlichkeit einstehen.
Die Forschung besagt: Je mehr Menschen protestieren, desto deutlicher definieren sie eine soziale Norm. Diese jetzt lautet: Extremisten wählt man nicht. Natürlich sind Abweichungen von der Norm weiterhin erlaubt. Aber unangenehm. Das ist der politische Effekt dieses einfachen Slogans: „Wir sind mehr!“
Dann bringt es einem selbst soviel auf einer solchen Demos zu sein, gerade auch hier im Osten, in den kleineren Orten, wo es eben auch ganz anderen Mut benötigt auf eine solche Demo zu gehen, wie in Hamburg, München oder Berlin. Es zeigt einem immer man ist eben doch nicht allein, es gibt unglaublich viel positive Energie und die Möglichkeit der Vernetzung. Oft sind es eben auch Menschen die solche Fragen stellen,die selbst noch auf einer Demo waren.
Es bringt also ganz ganz viel: Stärke, Energie,oft auch Spaß und gute Gespräche und ein wunderbares Gefühl der Zusammengehörigkeit!
Kinder auf Demos
Immer ein viel diskutiertes Thema, wir sind der Meinung Kinder können nicht früh genug lernen was Demokratie bedeutet und dazu gehören auch Demonstrationen! Denn dort lernt man was Meinungsfreiheit ganz praktisch ist. So lernen Kinder das Demokratie nicht nur ein abstraktes Wort ist und lernen ihre Meinung zu sagen.
Wir wägen da auch immer ab und im Nachhinein würden wir auf so manche Demo, die vielleicht doch nicht so ungefährlich war und gerade in unserer Region kein Kind mehr mitnehmen.
Die jetzt stattfindenden Demos, vor allem auch in den großen Städten sind unserer Meinung nach sehr gut auch für Kinder geeignet, viele haben sogar eigene Bereiche für Familien.
Ein paar Verhaltensregeln mit Kindern:
- Gehörschutz wenn nötig, kann schon mal laut werden
- Snacks und Trinken
- angemessene Kleidung
- bei stehenden Demos gerne vorn mit Kindern oder wenn angeboten Bereich für Familien nutzen
- bei laufenden Demos eher am Ende und am Rand laufen, damit man schnell ausscheren kann, wenn es dem Kind zu viel wird
- auf das Kind achten
- mit dem Kind besprechen wie es sich verhält wenn es die Eltern aus den Augen verliert(wir hatten dem Kind die Telefonnummern auf den Arm geschrieben)
- inhaltlich begleiten, erklären um was es geht
Was sollte und muss den ganzen Demos folgen?
So schön es ist Millionen Menschen nun schon seit Wochen auf der Straße zu sehen, kann und darf das nicht alles sein! Was müssen wir also tun? Neben den Demos die unbedingt weiter geführt werden sollen.
Wir müssen Position beziehen und zwar überall, wir müssen widersprechen ob auf der Arbeit, in der Familie, im Verein, in den sozialen Medien. Wir haben die rechtsextremen Positionen und Meinungen einfach viel zu oft stehen gelassen ohne Widerspruch, sind ihnen oft mit Schweigen begegnet. Frag doch beim nächsten rassistischem Spruch auf der Arbeit einfach deine bisher schweigende Kollegin, was sie davon hält und dann widersprecht doch gemeinsam.
Vielleicht mal eine kleine Challenge probieren?
Ich habe mir eine kleine Challenge überlegt:
Die nächste Situation, in der sie als einzige Person Courage zeigen, kommt bestimmt. Wenn sie das nächste Mal auf einer Familienfeier sind, und der Onkel wieder über die Ausländer schimpft, dann fragen sie doch mal ihren Cousin, mit dem sie sonst auch ganz gut über einiges reden können, warum er denn nix sagt. Ist es ihm so egal? Fragen Sie bei einer fragwürdigen WhatsApp-Statusmeldung eines Kollegen doch mal die befreundete Kollegin, ob ihr denn das so egal ist, was da andere posten. Und vielleicht stellen sie fest, dass es denen ja doch nicht so egal ist und sie fassen den Mut, mal gemeinsam zum Chef oder zur Chefin zu gehen und die zu bitten, dazu doch auch mal was zu sagen.
Und wenn es gut läuft, schaffen sie es vielleicht im nächsten Schritt, dass der Chef oder die Chefin auch zur nächsten Dienstberatung dazu mal klar Stellung bezieht. Oder den Mannschaftskapitän beim Fußball oder die Oma, die eigentlich sonst in der Familie immer das letzte Wort hat.
Und dann, wenn wir das alle richtig gut hinbekommen dann wünsche ich mir, dass dies auch öffentlich passiert, dass diese Personen Stellung beziehen. Vielleicht schaffen wir es dann hier zur nächsten Demo – die hoffentlich nicht wieder so einen unsäglichen Anlass braucht, denn für eine funktionierende Demokratie kann man immer demonstrieren – vielleicht im Mai, wenn wir 75 Jahre Grundgesetz feiern!
Julia Schlüter, Geschäftsführerin RABRYKA Görlitz; Demo 21.1.24
Stellt euch auf die Seite Betroffener, Solidarität ist das Zauberwort welches so wichtig ist.
Engagiert euch! Ob auf Demos, in demokratischen Parteien, in Vereinen werdet Mitglied Angebote gibt es viele und für jeden. Wollt ihr nicht oder könnt das nicht, dann spendet Geld an Vereine oder Organisationen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren.
Geht wählen und wählt demokratische Parteien, das ist und bleibt der wichtigste Punkt! Die große Zahl der Nichtwähler muss niedriger werden.
Dazu braucht es gelebte Demokratie durch uns alle.
Eines sollte klar sein: Nie wieder ist jetzt!