Nachdem wir uns also auf darauf einigten, womit wir fotografieren, geht es jetzt natürlich im die Wahl der Motive. Womit fängt man am besten an? Auch hier hatte das Kind wieder ein super Idee, sie wollte mit der Glaskugel losziehen.
Das Fotografieren mit eine Glaskugel ist eine ganz einfache Sache, mit der man fast automatisch zu tollen Bildern kommt. Von daher war diese Idee eine nette Abwechslung, zu ihren anderen Ansprüchen, die sie an sich selber stellt. Ich war begeistert!
Bei der Glaskugelfotografie ist es wichtig, dass man auf das Innere der Glaskugel fokussiert. Hier kann ein manuelles Objektiv von Vorteil sein. Da das PENTACON ein so geringe Naheinstellgrenze hat, war ihr Objektiv bestens für die Aufgabe geeignet.
Allerdings ist mir aufgefallen, dass die automatischen Einstellungen der Kamera und die manuelle Blende des Objektivs einen Widerspruch darstellten. Die Kamera macht das, wofür sie Programmiert wurde, sie berechtet die richtige Belichtung und stellt die Verschlusszeit und den ISO-Wert automatisch ein. Das macht sie auch wirklich gut, aber wie soll das Kind jetzt verstehen, warum es die Blende einstellen muss. Was ist das überhaupt für ein Ding?
Also probierte ich etwas völlig anderes, was eigentlich für Anfänger eher untypisch ist: ich schaltete alle Automatiken ab. Die Kamera ist jetzt im M-Modus, dem manuellen Modus. Eigentlich steht das im totalen Gegensatz zu dem, was ich ursprünglich vor hatte, nämlich die Fotografie für sie zu vereinfachen, aber da sie sich auch nicht an irgendwelche Spielregeln hält, kann ich ja wohl auch ein wenig tricksen.
Ich dachte mir folgendes: wenn sie eh schon die Optik manuell einstellt, warum auch nicht gleich die Verschlusszeit? Dadurch soll sie ein Gefühl für die Kamera und deren Einstellungen entwickeln. Sie soll lernen, was die die vielen Zahlen auf dem Display bedeuten und in Zukunft damit arbeiten. Diese Erkenntnisse muss sie sich, genau wie alle anderen Anfänger auch, natürlich erst erarbeiten.
Die alte Sony hatte schon einen digitalen Sucher, dass bedeutet, man kann schon vor dem Auslösen erkennen, ob ein Bild zu hell, oder zu dunkel ist. Das ist ein großer Vorteil. Mit einer DSLR würde mein Vorhaben so nicht funktionieren, denn da kann man sich nur am Histogramm orientieren und würde das Kind schnell überfordern.
Sie muss sich jetzt also um die Schärfe, die Belichtung und um die Tiefenschärfe kümmern und dabei noch das Motiv im Auge behalten. Den ISO-Wert habe ich auf 100 gestellt und noch nicht einmal erwähnt, dass es den gibt. Den brauchen wir noch nicht und erst wenn sie mit den jetzigen Parametern zurecht kommt, bringe ich den ins Spiel. Ich denke sie hat im Augenblick mehr als genug zu tun.
Ich selber habe diesen Modus übrigens noch nie wirklich benutzt, wenn man von den Langzeitbelichtungen einmal absieht. Ich hab die Belichtung immer der Kamera überlassen. Da ich ich prinzipiell die gleichen Einstellungen verwende, wie die Kamera meiner Tochter, ist das für mich auch sehr ungewohnt. Ich finde das gut, dadurch lerne ich sicher auch noch etwas dazu.
Überraschenderweise hat sie wirklich Spaß an all den vielen Einstellungen. Sie konzentriert sich auf das Motiv und die Kamera und es braucht manchmal mehrere Minuten, bis sie auf den Auslöser drückt. Das freut mich wirklich, denn mit ein wenig Widerstand hätte ich schon gerechnet. Wir werden also in der nächsten Zeit auf diese Weise fotografieren. Wenn das einigermaßen flüssig läuft, werden wir uns mal ein paar Gedanken zu Bildgestaltung machen.
Die Bearbeitung
Was die Verwaltung und die Bearbeitung betrifft, hatten wir bisher nur wenig Zeit. Das wird sich in den nächsten Tagen wohl hoffentlich ändern. Allerdings bin ich im Augenblick wirklich unsicher, ob darktable für sie das richtige Werkzeug ist. Das Programm ist super, aber die Entwickler legen nur wenig Wert auf eine intuitive Benutzeroberfläche, was vermutlich 3 Semester in Informatik voraussetzt, wenn man es auf Anhieb benutzen will. Das Kind hält an dieser Idee fest, aber ich suche schon nach einer Alternative. Den Gimp mag sie nicht, vielleicht sollte ich ihr mal zeigen was man damit alles machen kann. Aber wir haben Zeit und es besteht auch kein Zwang.
Eine neue Kamera muss her
Leider ist die alte Kamera plötzlich kaputt gegangen. Ich hatte extra neue Batterien besorgt, das Display poliert und eine neue Augenmuschel bestellt und dann versagt die Kamera ihren Dienst. Schade, aber die Technik lebt nun einmal nicht ewig und nach etwa 13 Jahren war das eigentlich zu erwarten. Zumal die Kamera so einiges mitmachen musste und und wirklich viel im Einsatz war. Das Entsetzen war natürlich groß und um es vorsichtig zu umschreiben, es war ein sehr emotionaler Moment. Für das Kind brach die Welt zusammen.
Ein Hoch auf das große Online-Auktionshaus, dort fand ich sehr schnell Ersatz. Die neue Sony A-58 ist schon unterwegs. Positiver Nebeneffekt, die Kamera ähnelt meiner A-68 sehr und so kann sie sich besser an meinem Vorgehen orientieren. Außerdem kann sie so ohne Probleme meinen ganzen Krempel mitbenutzen, was auch einiges vereinfacht.
Diese kleine Panne war zwar nicht schön, aber ich denke wir haben das Beste daraus gemacht und in den nächsten Tagen geht es weiter mit unserem kleinen Projekt.