Der Einsteiger-Leitfaden: Die Kamera

Fragt doch mal im Internet nach der besten Kamera! Das Ergebnis wird euch überraschen, denn danach wisst ihr noch weniger als vorher. Es ist einfach so, dass jeder sein System verteidigt, ob es Sinn macht oder nicht. Oder ihr werdet mit Werbung überhäuft, dass euch nur noch schwindlig wird.Da gibt es immer noch Kameras, die mit extrem vielen Megapixel werben. Andere Hersteller versprechen eine neue Revolution in der Fotografie und dann gib es noch welche, die behaupten, dass man mit ihren Geräten eine ganz neue Welt der Fotografie entdecken wird.

Aufgenommen mit einer sehr günstigen Kompaktkamera aus dem Jahr 2008, irgendwo in Dänemark

Schaut man sich dann aber auf Onlinegalerien um, wird man sehr schnell feststellen, dass man an Hand der Bilder nicht erkennen kann, mit welcher Kamera fotografiert wurde! Oftmals ist man sogar überrascht, mit was für einfachen Kameras die Bilder entstanden. Die Bilder in diesem Beitrag wurden alle mit sehr unterschiedlichen Kameras gemacht, einige sogar mit sehr alten und günstigen Kompaktkameras.

Woran liegt es, dass man die Unterschiede auf den Bildern nicht mehr wahrnimmt? Weil die Unterschiede der Kameras heute nicht mehr in der Bildqualität zu suchen sind, sondern in der Qualität der Gehäuse, in der Haptik, in Verfügbarkeit von Zubehör (insbesondere von Objektiven) und natürlich in der Verarbeitungsqualität. Kameras, die heute verkauft werden liefern ausnahmslos alle eine hervorragende Bildqualität. Diesen Punkt kann ich nicht oft genug wiederholen. Gerade als Anfänger ist man oft sehr unsicher. Deshalb möchte ich es noch einmal betonen: eine bessere, also teurere Kamera wird eure Bilder nicht automatisch verbessern! Das kann ich euch garantieren!

Dieses Bild stammt von einer kleinen digitalen Spiegelreflexkamera aus dem Jahre 2006. Aufgenommen in Berlevåg/Norwegen

Ich betone das hier aus einem ganz bestimmten Grund: Als Anfänger wird man sehr häufig verunsichert. Man möchte genauso tolle Bilder machen, wie die Leute mit Erfahrung und genau diese Leute haben doch so tolle Kameras! Das ist zum Teil auch richtig, dass sich die Wahl der Ausrüstung auch auf die Bilder auswirkt, aber man benötigt dafür auch das Wissen, die Erfahrung und den fotografischen Blick! Das kann man sich nicht kaufen, sondern muss es sich erarbeiten. Wenn man irgendwann die nötige Erfahrung hat und wenn man weiß, was man eigentlich benötigt und wenn man die Grenzen der Möglichkeiten erreicht hat, erst dann ist ein Kamerawechsel sinnvoll. Ich kann euch versprechen, dass man mit einer 5000 Euro teuren Kamera richtig schlechte Bilder machen kann, aber auch das man mit einem Billighandy schon sehr interessante Fotos machen kann. Es liegt also nur zu einem kleinen Teil an der Ausrüstung.

Sonnenuntergang bei Lillehammer. Das Bild habe ich mit einer Bridgekamera aus dem Jahre 2003 geschossen. Sie besaß gerade mal 4,5 Megapixel!

Also entspannt euch, eure Kamera ist gut genug um damit richtig tolle Bilder zu machen! Dieses Ticken im Hinterkopf, dass ständig nach besseren Kram schreit, dass tut uns allen nicht gut.

Wichtig ist, dass man sich ein Markengerät kauft. Irgendwelche Billiggeräte aus Fernost sollte man meiden. Damit tut man sich auch keinen Gefallen. Auch das untere Ende der Preisskala verspricht nicht unbedingt beste Qualität. Aber günstige Einsteigergeräte liefern heute erstklassige Bilder und können bedenkenlos gekauft werden. Wenn das nötige Kleingeld fehlt, dann kann man sich auch nach einem gebrauchten Gerät umschauen. Solche Kameras sind häufig sehr günstig und nicht selten bekommt man gleich einen Teil Ausrüstung mit dazu. Ich zum Beispiel kaufe sehr gerne gebrauchte Objektive. Man kann dabei sehr viel Geld sparen oder noch besser, man kann mit dem vorhandenen Geld noch viel mehr Objektive kaufen.

Artenvielfalt

Es gibt verschiedenen Typen von Kamera auf dem Markt. Riesige Gehäuse mit fetten und langen Linsen, die man nirgendwo so richtig unterbringt und deshalb schwer am Hals hängen, aber auch richtige Winzlinge, die man locker in der Hosentasche verschwinden lassen kann. Für was man sich entscheidet, hängt einzig und allein von den eigenen Bedürfnissen ab. Möchte man sich ernsthaft mit der Fotografie auseinandersetzen, empfiehlt es sich eine Kamera zu kaufen, die man auch manuell bedienen kann. Nur wenn man Einfluss auf die auf die Parameter, besser gesagt auf das Belichtungsdreieck hat, kann man die Bilder so gestalten, wie man es sich vorstellt.

Einige Bridgekameras haben oft einen Makromodus, mit dem man solche beeindruckenden Bilder Zaubern kann

Eine Kamera sollte bequem sein. Man, aber natürlich auch Frau, sollte sich leicht zurechtfinden. Das Menü sollte einem zusagen und die Knöpfe sollten leicht zu ertasten sein. Beim Fotografieren sollte nicht die Kamera sondern das Motiv im Vordergrund stehen. Wenn man sich zu sehr auf die Technik konzentrieren muss, schenkt man dem Motiv zu wenig Beachtung.

Aber auch der Preis spielt eine wesentliche Rolle. Nicht nur der Preis der Kamera , sondern auch des Zubehörs sollte man mit berücksichtigen. Einige Kamerahersteller bieten recht günstige, sehr sehr gute Kameras an, aber die passenden Objektive kosten ein kleines Vermögen.

Das es verschiedene Arten von Kameras gibt, möchte ich die wichtigsten hier einmal kurz beschreiben. weil die Anforderungen individuell verschieden sind, kann man nicht sagen, welche Art von Kamera die beste ist. Manche Leute, so wie ich, haben gerne einen ganzen Rucksack voller Zeug dabei. Andere wiederum begnügen sich mit einem kleinen Gerät, dass man mal eben in der Tasche verschwinden lassen kann.

Systemkameras

Als Systemkameras bezeichnet man Kameras, die sich mit Zubehör erweitern lassen. Dazu gehören Objektive, Blitze, Fernsteuerrunen und auch Filter. In der Regel wären das Spiegelreflexkameras oder sogenannte Spiegellose Kameras. Man hat also ein ganzes System, bei dem alle Verbindungen oder Anschlüsse genormt sind. Leider hat jeder Kamerahersteller sein eigenes System, was gerade für Anfänger leicht verwirrend sein kann.

Ein Selbstportait. Aufgenommen mit einer modernen Systemkamera, einem Kit-Objektiv mit Hilde von einem ND-Filter, einem Stativ und einem Fernauslöser.

Der Vorteil dieser Kameras ist unter anderem das schnelle Wechseln der Optik. Dadurch sind diese Kameras besonders flexibel einsetzbar. Systemkameras gehören eigentlich zum Standard, wenn es um die Fotografie geht. Der Vorteil ist, dass alle Komponenten ausgetauscht werden können. Möchte man eine neu Kamera und verwendet das selbe System, kann man das gesamte Zubehör weiter verwenden. Der Nachteil ist, dass diese Kameras recht groß sind. Wechselobjektive sind auch nicht gerade leicht. Wer also gerne viel Ausrüstung herumschleppt oder möglichst flexibel sein möchte, der wird lieber zu solchen Kameras greifen. Für Gelegenheitsknipser oder Leute die lieber mit leichtem Gepäck unterwegs sind, sind solche Kameras weniger geeignet.

Kompaktkameras

Kompaktkameras sind, wie der Name schon sagt, sehr kompakt und somit auch viel kleiner und leichter als Systemkameras. Nicht selten passt so eine Kamera locker in eine Jackentasche, was sie besonders auf Reisen sehr interessant macht.

Sie verfügen über ein fest verbautes Zoomobjektiv und auch sonst kann man sie kaum mit Zubehör erweitern. Dafür aber sind sie in der Regel sehr einfach zu bedienen. Es gibt sehr günstige Modelle, die auch für Kinderhände gut geeignet sind, aber auch teurere Geräte, die schon eher für anspruchsvolle Bilder sorgen. Nach meiner Erfahrung, liefern sehr günstige Kompaktkameras bei wenig Licht oft stark verrauschte Bilder.

Ein sehr altes Bild aus dem Jahre 2004. Es zeigt deutlich, wozu Bridgekameras fähig sein können.

Kompaktkameras sind nicht so Universell einsetzbar, aber praktisch für unterwegs. Wer es also lieber kleiner mag, wird mit so einem Gerät wohl vorlieb nehmen.

Bridgekameras

Bridgekameras vereinen die Eigenschaften von Kompaktkameras und Systemkameras. Sie verwenden ein fest verbautes Zoomobjektiv mit einem oftmals sehr großen Brennweitenbereich. Gerade im Telebereich leisten diese Kameras erstaunliches. Viele Modelle verfügen über einen Makromodus, mit dem man schon zu erstaunlichen Ergebnissen kommen kann. Sie sind, wesentlich kompakter als Systemkameras und oftmals auch wesentlich günstiger.

Gerade für Einsteiger stellen diese Kameras eine gute Alternative zu den Systemkameras dar, da sie wesentlich flexibler einsetzbar sind als Kompaktkameras und sich in der Regel auch besser einstellen lassen, aber einfacher zu handhaben sind als ihre großen Schwestern. Sie bieten gerade für den Einstieg erhebliche Vorteile, werden aber leider oftmals unterschätzt.

Das Smartphone

Mit einem Smartphone kann man ganz wunderbar telefonieren, man kann Mails abrufen, chatten, alles mögliche auf Facebook teilen und wunderbar Tetris spielen. Man kann damit auch Bilder machen, aber richtig fotografieren kann man damit nicht.

Das wird jetzt den ein oder anderen erstaunen, denn die Bilder, die aus einem Smartphone komme, sind oftmals gar nicht übel. Im Gegenteil, sie sind extrem scharf und haben oft auch tolle Farben. Der Trend geht schon lange eher zu den Smartphones als zu Kompaktkameras. Allerdings haben Smartphones gewaltige Probleme mit der Haptik, mit schlechten Lichtsituationen und mit der Dynamik. Kein Wunder, denn diese Geräte verfügen nur über einen sehr kleinen Sensor.

Das Kolosseum bei Sonnenaufgang. Hier kam wieder eine Systemkamera zum Einsatz.

Handys sind sehr gut geeignet für gelegentliche Knipsereien, aber wenn es darum geht ernsthaft zu fotografieren, dann stößt man sehr schnell an die Grenzen und das ist dann sehr hinderlich. Es sind All-in-One-Geräte, die zwar vieles können aber nur wenig davon richtig gut.

Zusammenfassung

Diese kleine Übersicht ist weder vollständig, noch allgemein gültig. Es soll nur einen groben Überblick über die wichtigsten Geräteklassen aufzeigen. Es gibt noch einige Geräte, die in keine der genannten Kategorien passen und trotzdem gut zum Fotografieren geeignet sind. Man muss sich einfach sehr gut überlegen, was am besten zu einem passt.

Möchte man sich ernsthaft mit der Fotografie beschäftigen oder dieses Handwerk erlernen empfiehlt sie wie schon erwähnt, eine Kamera die man auch einstellen kann. Besonders wichtig ist hier die Belichtungszeit, der ISO-Wert und die Blende. Hier haben Systemkameras einfach die Nase vorn, weil sie für den manuellen Einsatz gedacht sind. Es gibt aber auch Kompaktkameras, die eine manuelle Einstellung erlauben. Hier sollte man sich in einem Fachgeschäft beraten lassen.

Die Kranhäuser in Köln. Ein interessanter Bildausschnitt, der nur von den Formen und Linien lebt. Mit was für einer Kamera wurde dieses Bild aufgenommen?

Fotografieren soll Spaß machen und das erreicht man besonders am Anfang nur mit einem passenden Werkzeug. Es nutzt nichts, wenn man sich eine sehr teurer Profikamera kauft, mit der man gar nicht zurecht kommt. Genauso wenig macht es Sinn, wenn sich ein extrem billiges Gerät kauf, dass nur für Schnappschüsse geeignet ist, wenn man doch eigentlich viel mehr will.

In der Fotografie geht um viel mehr, als nur um die richtige Kamera! Es geht um das Licht, um den Bildaufbau, um Linienführung, um Perspektive, also kurz und Knapp um es geht um den fotografischen Blick, um das Sehen von Motiven und um die Fähigkeit daraus beeindruckende Fotografien zu zaubern. Genau das ist es ,was wir nicht aus den Augen verlieren sollten!

Der Einsteiger-Leitfaden soll Anfängern und Einsteigern die Fotografie näherbringen. Es geht darum die Technik zu verstehen, das Licht auszunutzen und Motive zu erkennen. Darüber hinaus geht es um die Bildverwaltung, Bildbearbeitung und Präsentation. In unregelmäßigen Abständen erscheinen hier weitere Texte, Anleitungen, Tipps und Aufgaben, die das fotografischen Auge schulen sollen und somit für spannendere Bilder sorgen werden.

7 Kommentare

  1. Schöner Beitrag, wobei ich sagen muss, dass es mittlerweile einige super Smartphones gibt, die tolle Fotografien abliefern. Meine Spiegelreflex ersetzen sie zwar nicht, für kurze Städtetrips reicht es mit den umfangreichen Funktionen aber allemal!

    Alles Liebe,
    Verena
    whoismocca.com

  2. haha, ERTAPPT! ich habe die ersten Monate meine Blogfotos immer mit dem Handy gemacht – die Smartphone-Kamera war dafür auch echt ganz gut, aber definitiv nicht mit einer professionellen Ausstattung zu vergleichen 😉

    inzwischen liebe ich meine OLYMPUS über alles … hat nur ewig gedauert, bis ich schlüssig war, welche es werde sollte 🙂

    liebste Grüße auch,
    ❤ Tina von liebewasist.com
    Liebe was ist auf Instagram

  3. Hallo,
    ich habe mir die LUMIX G DMC-GX80 neu für 380€ gekauft und Objektive dazu gebraucht.
    z.B. MFT Festbrennweite 14 mm F2,5 hat eine sehr schöne Bildaufbau und Komposition.

    Super Technik für das Geld.
    Was mir an Panasonic LUMIX Kameras gefällt ist u.a. ein elektronischer Sucher mit Dioptrineinstellung, Fünf-Achsen- Bildstabilisator, elektronischer Verschluss – lautloses fotografieren, Post-Focus-Funktion – die Schärfe nachträglich festlegen, Wasserwaagenfunktion, Bildretusche – störende Elemente aus den Fotos entfernen. 4K-Foto-Funktion – ermöglicht es, aus einem 4K-Video mit 30 Bildern pro Sekunde, einzelne ausgewählte Bilder zu extrahieren und als Foto zu speichern. Ein Gehäuse aus
    Magnesiumlegierung. Plastik fühlt sich nicht wirklich schön an.

    Smartphone – Fotografie
    Alle die kein Objektiv brauchen, sollten über Smartphone-Fotografie nachdenken. Smartphones benutzen bereits heute Mehrfachaufnahmen,die zusammengerechnet werden, um die Bildqualität weiter zu erhöhen. Die Sensoren können bis zu 1.000 Bilder in der Sekunde aufnehmen.
    Rechenbeispiel: Smartphone mit 3 Fotosensoren macht 1/100 Sekunde lang insgesamt 10 Fotos je Sensor. Das ergibt 30 Fotos insgesamt 30 * die kleine Sensorfläche ergibt ungefähr Vollformat. Alle Verwacklungen werden mit Künstlicher Intelligenz herausgerechnet. Was jedoch gerne übersehen wird, ist der bedeutende Umstand, dass die Bildqualität in den letzten Jahren überwiegend nicht durch die
    Hardware der Kameras verbessert wurde, sondern durch die nachgelagerte Software und Künstliche Intelligenz. Was mit einen einfachen Smartphone möglich ist: my-stories.eu/hornisgrinde-winter.html
    Grüssle aus dem Badner Land Paul.

    1. Danke für deinen Kommentar! Der Beitrag ist schon etwas älter und gehört eigentlich mal ordentlich überarbeitet. In vielen meiner Beiträge weise ich immer wieder darauf hin, dass es völlig egal ist, mit welcher Kamera man fotografiert. Man kann heutzutage keine schlechte Kamera mehr kaufen. Viel wichtiger ist, dass man sich mit dem Gerät wohl fühlt. Fortgeschrittene Fotografen kaufen Kameras mit den Funktionen, die sie benötigen, welche das sind, müssen Anfänger erst für sich heraus finden. Das hat aber alles nichts mit der Bildqualität zutun, sondern mit den fotografischen Fähigkeiten und den individuellen Bedürfnissen. Mir geht es in meinen Beträgen darum, dass man nicht wegen jedem Hype in den Laden rennen soll um sich ständig neues Spielzeug zukaufen, sondern darum, dass man die vorhandenen Technik verstehen und richtig einsetzt.

      Was die Handykniperei angeht, arbeite ich gerad an einem ausführlichen Beitrag zu diesem Thema. Dabei gehe ich genauer darauf ein, warum man damit eben nicht vernünftig fotografieren kann, sondern eben nur knipsen. Klar, die Dinger können heute eine erstaunliche Qualität liefern, aber nur wenn die Lichtverhältnisse wirklich optimal sind! Man hat keinerlei Einfluss auf die Tiefenschärfe und somit schon stark limitiert. Der optische Zoom ist völlig unbrauchbar, und jegliche Einstellungen sind nur umständlich über das Menü zu erreichen. Man ist halt mehr mit der Technik als mit der Fotografie beschäftigt. Zur Dokumentation sind die Dinger super, mehr aber auch nicht!

      LG Nico

      1. Sehe ich grundsätzlich auch so. Aber mit den zwei, drei oder vier Linsen sieht schon anders aus. Und schlussendlich ist die Kamera, die man dabei hat die beste. Mit der großen Kamera macht es mir auch mehr Spaß, aber die nehme ich inzwischen nicht mehr auf jede Reise mit.

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