Oder wie lange Schwänze für sehr viel Aufregung sorgen können
Wer Kinder hat kennt den Wunsch nach einem Haustier und bei 4 Kindern haben wir in den letzten 23 Jahren so einiges erleben können. Eigentlich sind wir mit Susi the Wuff ganz gut aufgestellt, aber wenn sich das Kind eine Ratte wünscht, muss man ja zumindest mal darüber reden.
Also zumindest bin ich von einer Ratte ausgegangen, aber plötzlich war von drei Tieren die Rede! Das sei besser für die Tiere und so. Ok, dass sehe ich ein, schließlich möchte ich in der Nacht auch nicht immer alleine sein und ein wenig Kommunikation unter Artgenossen ist in der Regel auch nicht verkehrt. Also sprechen wir jetzt schon von einer Gruppe. Im Geschäft sehen die auch immer so putzig aus, also konnte ich da auch kaum widersprechen.
Es sollten übrigens weibliche Tiere sein. Es wurden hier sehr viele Gründe dafür aufgeführt, an die mich gerade nicht erinnern kann, oder ich hab mal wieder nicht so richtig zugehört. Ich vermute eh das es einen völlig anderen Grund für diese Entscheidung gibt, denn solange ich mich erinnern kann, bin ich hier das einzige männliche Familienmitglied. Selbst der Hund hält sich für eine feine Dame. Ich erkenne hier ein eindeutiges Muster!
Wir hatten noch einen sehr großen Hamsterkäfig, der mit wenigen Handgriffen angepasst werden konnte und so stand dem Einzug der neuen Mitbewohner nichts mehr im Wege. Naja, man benötigt natürlich immer noch einen Haufen Zeug, der in jedem Zoo-Laden so angeboten wird. Es scheint gesetzlich vorgeschrieben zu sein, dass neue Haustiere Unmengen von Spielzeug benötigen. Zumindest wird dieses Verhalten hier von niemanden hinterfragt und als ich einziger Mann in diesem Haushalt möchte damit lieber gar nicht erst anfangen!
Beim Kauf der Tiere wurde sehr gewissenhaft nach Geschlechtern getrennt. Das scheint sehr wichtig zu sein, aber als ein Mann, für den Gleichberechtigung nicht nur eine Theorie ist, war das doch schon sehr befremdlich! Die Damen werden hier also bevorzugt und die Männer als weniger wertvoll erachtet. Ich finde es ja nicht schlecht, wenn wir das Patriarchat zerschlagen, aber danach sollte etwas neues entstehen. Das Matriarchat kann auch nicht die Lösung sein…. Mist, ich schweife schon wieder ab….
Jedenfalls konnte der Händler zwei Weibchen in seinem Geschäft ausfindig machen, der Rest blieb unbeachtet in den Käfigen. Die beiden zogen also bei uns ein und wir begaben uns auf die Suche nach einer dritten Ratte. Leider war in der ganzen Stadt keine aufzutreiben, zumindest keine Weibchen. Männliche Tiere gab es im Überfluss.
Da wir direkt an der Grenze zu Polen wohnen, versuchten wir es in einem Zoogeschäft auf der polnischen Seite und wurden sogar fündig. Die Dritte ist schneeweiß, sehr lebhaft, neugierig und zahm. Das Kind war glücklich und sie kümmert sich wirklich fürsorglich um ihre Nager und damit ist die Storry eigentlich auch schon beendet…
….eigentlich, denn jetzt geht die Geschichte erst richtig los:
Die neue Ratte wurde auf den namen Popcorn getauft. Sie kam sofort zu den beiden kleineren Ratten, die ein paar Tage vorher in ihr neues Zuhause einzogen. Es sollte kein Problem sein, die Weibchen zu vergesellschaften, hieß es, aber das konnte ich mir nicht vorstellen. Wenn man von klein auf gezeigt bekommt, dass man etwas Besseres ist, als die männlichen Artgenossen, dann hat das irgendwann Konsequenzen und mit diesen Konsequenzen müssen wir jetzt leben.
Mitten in der Nacht stürmte das aufgeregte Kind ins Schlafzimmer, weil die Ratten sich prügelten. Also mussten wir sie vorläufig wieder trennen. Keine Ahnung ob das wirklich die richtige Entscheidung war. Wir sind weder Psychologen oder Sozialarbeiter die sich auf Nagetiere spezialisiert haben, noch sind wir nachts unter der Woche besonders empfänglich für derartige Probleme.
Also musste ein weiterer Käfig her. Ist ja nur vorübergehend und wir haben ja noch ein weiteres Kind, dass sicher auch irgendwann ein Haustier möchte. Es war also eine richtige Investition in die Zukunft.
Popcorn wurde von Tag zu Tag zutraulicher. Wenn das Kind den Raum betritt kommt sie angestürmt und die beiden erkunden zusammen die Wohnung. Mittlerweile hört das Tier sogar auf ihren Namen, zumindest wenn sie nicht von irgendwas abgelenkt wird, oder einfach keine Lust hat.
Etwa eine Woche nach ihrem Einzug stellten wir eine deutliche Veränderung fest. Das Tier ist fett geworden! Mir ist durchaus bewusst, dass es sehr heikel sein kann, Frauen auf ihr Gewicht anzusprechen, aber diese Ratte konnte ihre dicke Wampe wirklich nicht mehr leugnen. Ich hoffte dass es an den vielen Leckerlis lag, während Ina sofort anfing zu rechnen. Das Tier bekam ständig irgendwas leckeres, dass sogar mich ein wenig neidisch machte. Die Gewichtszunahme hatte aber nur sehr wenig mit ihrer Ernährung zu tun, denn schon am nächsten Tag befanden sich frisch geschlüpfte Babyratten in einem kleinen Nest.
Was für eine Freude! Halleluja, wir sind gesegnet! Zumindest die Kinder schäumten über vor Freude, ich hielt mich an der Hoffnung fest, dass es sich nur um 2-3 Jungtiere handelt. Es war ihr erster Wurf, da fängt man schließlich langsam an. In den ersten Tagen wollte auch niemand die Ruhe im Nest stören, also bestand die Hoffnung, dass diese 2-3 Tiere auch alle weiblich waren.
Es sind elf kleine Ratten, wie sich etwas später herausstellte und so fürsorglich wie die junge Mutti mit ihrem Nachwuchs umgeht, werden die alle groß. Bei elf Ratten ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich ausschließlich um weibliche Tiere handelt ziemlich gering. Also muss umgedacht werden!
Mittlerweile halte ich den Gedanken an eine strickte Geschlechtertrennung für sehr vernünftig! Zumindest wenn es um vermehrungswütige Nagetiere geht. In ein paar Wochen ist der Nachwuchs geschlechtsreif und würde dann ohne Unterlass für unzählige weitere Wunder hier sorgen. Wir sollten unser Glück nicht herausfordern und dem ein wenig Einhalt gebieten. Oder ich fange an Flöte zu spielen, aber das werden die Nachbarn nicht wollen.
Unterdessen passiert im Käfig mit dem beiden kleineren Ratten nicht wirklich viel. Die beiden haben übrigens auch Namen, aber die kann ich mir mal wieder nicht merken.
Die Zwei sind das komplette Gegenteil von Popcorn. Scheu und deutlich weniger aktiv und neugierig. Vielleicht haben sie aber einfach nur Angst. Der Hamsterkäfig entpuppte sich als weniger geeignet, denn man kann auf Grund der vielen Verstecke weniger mit den Tieren interagieren und somit wurden sie auch nicht zahm. Also muss hier umgedacht werden. Natürlich brauchen die männlichen Ratten in absehbarer Zeit eine eigene Behausung und Popcorn mit ihren Mädels muss natürlich auch untergebracht werden. Ob sich die Ratten wirklich vergesellschaften lassen, wird sich zeigen. Wer glaubt das ein Hund Arbeit macht, sollte sich mal mit Ratten beschäftigen!
Einmal tief durchatmen und die Optionen abwägen. Rezepte mit Rattenfleisch wollte hier niemand hören, und eine Schlange darf ich mir auch nicht kaufen, also müssen die Tiere anderweitig untergebracht werden.
Die Kleinste möchte auch Ratten und wenn sie schon einmal da sind, kann sie ruhig ein paar aufnehmen. Also bekommt sie alle männlichen Ratten. Damit wäre dieses Problem schon einmal gelöst. Wir brauchen also nur einen großen Käfig und alles wird gut.
An dieser Stelle bedanken wir uns bei der Firma More, die uns einen Käfig zur Verfügung stellte. Von jetzt ab mache ich also ein wenig Werbung, aber nur sehr diskret, damit es nicht so auffällt.
Wir bekamen ein sehr schweres Paket geliefert und möchten uns hier auch gleich noch einmal bei dem Lieferanten entschuldigen. Hoffentlich musst Du nicht allzu oft Rattenkäfige ausliefern.
Der Käfig war sehr schnell aufgebaut, die Anleitung war wirklich verständlich und im Grunde konnte man beim Aufbau nicht viel falsch machen. Die Verarbeitung machte einen wirklich guten Eindruck und der Käfig ist sehr stabil. Da wackelt oder klappert nichts, die Qualität ist wirklich Top und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Käfig irgendwann einmal rosten könnte. Beim Aufbau empfiehlt es sich zu zweit zu arbeiten, alleine geht es zwar auch, aber zu zweit geht es deutlich leichter und schneller.
Der Käfig hat eine Größe von etwa 65x100x170 cm, also schon eine beachtliche Größe. Hier ziehen später entweder die Mädchen, oder die Jungen ein. Je nach dem, wo von wir mehr haben. Also steht zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht fest, in welchem Kinderzimmer dieser Käfig stehen wird. Endlich wieder ein Grund für Streitereien.
Eigentlich handelt es sich hier um einen Käfig für Vögel, also eine Voliere, aber der Hersteller preist sie auch für Nager an, und wir probieren mal wie zufrieden oder unzufrieden unsere Tiere damit sind. Ich gehe nicht davon aus, dass unsere Ratten deshalb anfangen zu fliegen, überraschen würde mich diese Entwicklung allerdings nicht mehr.
Bei einer Höhe von ca 1,7 Meter hat man viel Platz für viele Etagen. Wir haben vorerst 5 eingebaut und haben immernoch viel Platz für Hängematten, Schaukeln und sonstiges Spielzeug, dass bei jedem Zooladenbesuch unerklärlicherweise im Einkaufskorb landet.
Popcorn durfte schon einmal die vielen Auf und Abgänge testen und schien recht zufrieden zu sein. Wirklich wissen kann man das nicht, zumindest aber funktioniert unsere Konstruktionen und jetzt muss der Käfig nur noch eingerichtet werden.
Heute in drei Wochen werden die männlichen Tiere von den Weibchen getrennt. Dann entscheidet sich wer wo einziehen darf und dann werde ich vom Leben hier in der Ratten-WG berichten. Bis dahin bleibt es hier also spannend…..