Was macht man eigentlich die ganze Zeit in der Transsibirischen Eisenbahn?

Nachdem uns diese Frage nach unserer Reise immer und immer wieder gestellt wurde, haben wir unter Fans der Transsibirischen Eisenbahn diese Frage einfach mal weitergestellt! 

Hier die zwei Fragen die wir unseren Bloggerkollegen gestellt haben:

 

Was fasziniert dich an der Transsibirischen Eisenbahn? Was macht man die ganze Zeit im Zug?

Den Anfang macht Gerhard Liebenberger von andersreisen

Was fasziniert dich an der Transsibirischen Eisenbahn?

Die Transsibirische Eisenbahn ist eines der letzten, großen Zugreiseabenteuer der Welt. Nirgendwo sonst, als in Russland, kann man am Stück so weit mit der Eisenbahn reisen. Ich finde das beeindruckend. In den russischen Zügen kommt für mich noch ein „echtes“ Reisefeeling auf. Die Fahrt führt über Stunden in nahezu gleichbleibender Geschwindigkeit durch unendlich weit scheinende Landschaft. Eine Reise auf diese Weise entspannt und regt mich gleichzeitig zum Träumen an.

Ich beschäftige ich mich sehr gerne mit den Besonderheiten bei Zugreisen in fremden Ländern. Das ist ein weiterer Aspekt, der mich fasziniert. Es ist schon spannend mit geringen Sprachkenntnissen ein Zugticket am Schalter zu kaufen, Fahrpläne zu organisieren oder der Provodniza seine Wünsche zu äußern. In Russland gibt es einige Besonderheiten beim Zugfahren. Davon berichte ich auch ausführlich in meinem Reiseblog. Die Transsibirische Eisenbahn ist dort ein Schwerpunktthema.

Was macht man die ganze Zeit im Zug?

Die Zeit spielt während einer Reise durch Sibirien keine Rolle. Auf die Entfernungen bei dieser Reise gerechnet sind die Sehenswürdigkeiten nur dünn gesät. Aber das mach diese Reise gerade aus. Zeit zu haben, zu entschleunigen und aus dem Fenster zu schauen. Der Zug ist ein Kosmos für sich. Dort ergeben sich immer wieder interessante Begegnungen mit anderen Reisenden. Gemeinsam essen und trinken gehört zur Transsib-Reise dazu. Oft teilen Fahrgäste ihre Speisen und Getränke. Ich denke z.B. gerne an die Reise im Abteil mit Swetlane, ihrem Sohn Ruslan und Anatolio zurück. „Gerhard probowat“ höre ich immer wieder, ich muss die mitgebrachten Speisen probieren.

Abwechslung im Zugreise-Alltag bieten auch der Besuch im Speisewagen, das Schwätzchen mit den Schaffnern und die regelmäßigen Halte an den Bahnhöfen

Transsibirischen Eisenbahn viererabteil Mann auf Bett
Foto: Gerhard Liebenberger
Gerhard in einem 4er Abteil

Anna Kiefel schreibt über ihre Erfahrungen in der Transsib dieses Jahr:

Annas Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn begann in  Moskau  und führte sie  nach Kazan, der Geburtsstadt meiner Ur-Großmutter und Großväter. Weiter ging es ein paar Tage später nach Ekaterinburg, Irkutsk, Olchon und Wladiwostok.

Was fasziniert dich an der Transsibirischen Eisenbahn?

Ich muss sagen, dass ich echt erstaunt war, wie schnell sich Vorurteile und schlechte Erfahrungen revidieren lassen (zum Glück).
Die Russen wirken auf den ersten Blick etwas mürrisch und kühl. Aber nach ein paar Minuten war davon nichts mehr zu spüren und ich saß mit den herzlichsten Menschen zusammen im Zug. 
 
Die Züge wurden immer älter und schlechter, je weiter ich gen Osten fuhr. Während in meinem ersten Zug von Moskau nach Kazan noch Tischdeckchen und bequeme Liegen die Fahrt sehr entspannt machten taten mir auf dem Weg von Irkutsk nach Wladiwostok schon die Knie und der Hintern weh. Der Zug war sehr alt, die Liegen hart (trotz drunter gelegter Decken und Auflagen), und von der Toilette mag ich gar nicht erst reden. 
Trotzdem war es irgendwie schön und wird mir immer in Erinnerung bleiben. 
Und die vorbeiziehenden Landschaften… grüne Wiesen, glitzernde Flüsse, Scharen von Reihern, Steppe, schneebedeckte Berge. Es war alles dabei und hat mich jedes Mal aufs neue begeistert. Zwischendurch mal ein paar kleine Dörfer oder vereinzelte Hütten. Und dann wieder stundenlang nichts, außer Natur.
Ich wäre so oft am Liebsten einfach ausgestiegen.
 
Wenn es sich ergibt, dann werde ich nächstes Jahr wieder nach Russland und dort mit dem Zug reisen. 
 
Transsibirische eisenbahn Bahnhof
Foto: Anna Kiefel

Was macht man die ganze Zeit im Zug?

Die Zugfahrten (alle immer in der 3. Klasse) verbrachte ich mit 
 
– lesen
– essen (die mitreisenden Russen waren so lieb zu mir; teilten ihr Essen mit mir und hatten immer einen wachsamen Blick auf mich, sobald sie mitbekamen, dass ich allein unterwegs bin)
– mit anderen Reisenden unterhalten 
– Tee trinken (gaaanz viel Tee)
– aus dem Fenster kucken
– spazieren bei längeren Stopps
– schlafen
Frau vor Transsibirischem Eisenbahnwaggon
Foto: Anna Kiefel

Xaver Milz meint dazu:

Was fasziniert dich an der Transsibirischen Eisenbahn?

Was mich am meisten an der Transsib fasziniert ist die Tatsache, dass 
man eine ganze Woche ununterbrochen in einem Verkehrsmittel sitzen kann 
und um die halbe Welt damit reisen kann!
Ich habe die Transsib sowohl im Sommer als auch im Winter gemacht und in 
der kalten Jahreszeit ist sie einfach phantastisch! Überall Schnee… 
Und im Zug ist es kuschelig warm während es draußen – 25 Grad hatte.

Was macht man die ganze Zeit im Zug?

Und was macht man so im Zug? Rausgucken, essen, sich mit Mitreisenden 
unterhalten, rausgucken, essen, sich mit Mitreisenden unterhalten, usw.

Anja und Manu von Gluecksreisende  schreiben dazu:

Was fasziniert dich an der Transsibirischen Eisenbahn?

Was macht man die ganze Zeit im Zug?

Für uns symbolisiert die Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn den Aufbruch in Unbekanntes und ein großes Abenteuer, von dem wir schon lange träumten: Von Europa nach Asien auf dem Landweg reisen.

Wir verlieren das Gefühl für die Zeit und leben in die Tage hinein. Wie war das doch gleich mit der Ortszeit? Ist es tatsächlich schon so spät? Während sich unsere Mitreisenden ihr Abendessen zubereiten, sitzen wir noch beim Kaffee und haben die Moskauer Zeit im Kopf. Reist man ein längeres Teilstück nonstop (unsere längste Fahrt von Moskau nach Krasnojarsk dauerte 60 Stunden), dann spielt die (Tages)Zeit keine Rolle mehr. Das monotone Rattern und das gleichmäßige Schaukeln versetzen in Trance und ob du willst oder nicht – du wirst Zeit haben. Wertvolle Zeit, die wir damit verbracht haben, unseren kleinen Kosmos, ein Abteil mit 52 Mitreisenden, kennen zu lernen und die draußen vorbeiziehende Landschaft zu beobachten. Die Transsibirische Eisenbahn schenkt ihren Passagieren Zeit zum Träumen. Zeit zum Sein. Und die Zeit, die es braucht, um die Veränderungen der Kultur, Kontinente und Naturräume zu verinnerlichen. Für die vermeintlich langen Zugfahrten kann man sich viel vornehmen – doch wie wäre es damit, sich einfach mal nichts vorzunehmen? Und sich stattdessen überraschen zu lassen? Viel zu oft arbeiten wir ToDo-Listen und Aufgaben ab; erfüllen Erwartungen. Der Alltag ist vollgestopft mit Verpflichtungen jeglicher Art. Verpflichtungen gibt es auch auf einer Transsib Reise: Zurück lächeln, wenn die gastfreundlichen Russen „ihre“ Gäste willkommen heißen. Vertrauen schenken. Lächeln und Vertrauen. Wir möchten die Tage an Bord nicht missen und denken bereits jetzt über eine nächste Reise im russischen Langstreckenzug nach – vielleicht im kommenden Winter?

www.gluecksreisende.de/reiseblog/russland/

Markus vom Blog Schwabski:

Mann vor Samowarind er Transsibirischen Eisenbahn
Foto: Markus Müller

 

Was fasziniert dich an der Transsibirischen Eisenbahn?

Die Menschen! Eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn ist eine tolle Möglichkeit, die russische Mentalität wirklich kennen zulernen. Auf engem Raum kommt man im Zugwaggon schnell ins Gespräch und kann die russische Gastfreundschaft „live“ erleben. Als „normaler Tourist“ hat man sonst oft gar nicht die Chance, die „harte Schale“ der Russen zu durchdringen und mit ihnen in Kontakt zu kommen. Die russischen Mitfahrer sind für gewöhnlich an Deutschen sehr interessiert und auch offen und gesprächig. So kann man sich selbst eine Meinung über die russischen Menschen bilden und die vorgefertigten Aussagen der Medien über Russland auf den Prüfstand stellen. Zudem ist es natürlich faszinierend, quer durch das größte Land der Welt zu fahren und durch das Fenster die sich wandelnde Natur zu beobachten.

 

Was macht man die ganze Zeit im Zug?

Während der Fahrt spielt man zusammen Karten, teilt Essen und Trinken, oder versucht sich über die Sprachbarriere hinweg zu unterhalten. In jedem Waggon gibt es einen Samowar, aus dem man kostenlos heißes Wasser für Kaffee oder Tee herauslassen kann. Einige Mitreisende nutzen das Wasser auch für Instantgerichte, das ist aber gar nicht mein Fall. Ich bleibe lieber bei frischen Produkten und wenn der Vorrat einmal zur Neige geht, kann man diesen bei einem Stopp an einem Bahnsteigkiosk wieder problemlos auffüllen. Man hat Zeit ein Buch zu lesen, Filme zu schauen, oder Musik zu hören. Ein Blick aus dem Fenster lohnt sich immer und auch ein kleines Schläfchen hat noch niemandem geschadet.

Hier findet ihr weitere Beiträge von Schwabski zum Thema Transsib.

Danke euch allen fürs mitmachen und beschreiben was so eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn ausmacht und das es sogar nicht langweilig wird!

Video-Download: #Transsibirien in Full-HD

 

5 Tage in Irkutsk Reisebericht Teil 3

Unsere Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn Teil 2

 

Mit der Transsibirischen Eisenbahn von Ulan-Ude nach Jekatarinburg

 

14 Kommentare

  1. Ich finde das echt bewundernswert, so lange Strecken zu fahren. Allein schon weil ich weiß, dass mir nichts anderes übrig bleibt als die oben genannten Dinge zu tun wäre mir langweilig ^^“ Da würde ich doch lieber fliegen oder selber Auto fahren bei so einer Distanz ^^

  2. Die Transsibirische Eisenbahn wäre auch noch so ein Traum von mir. Respekt, dass Ihr das mit den Kindern durchgezogen habt, da gehört ja doch eine Menge Organisation dazu! Tolle Ein- und Ausblicke gewährst Du den Lesern auf Deinem Blog!

  3. Eine tolle Idee zu der Reihe. Ich hab sie ja mit Spannung verfolgt und habe mich nebenbei schon gefragt, was ihr da so die ganze Zeit noch so gemacht habt. Ist auf jeden Fall ein Erlebnis und danke, dass du uns solche tollen Einblicke gewährt hast

    Liebe Grüße,
    Mo

  4. was man die ganze Zeit in der Transib macht, bzw. wie man die gnaze Zeit verbringt, das ist wohl eine Frage, die mich ehrlich gesagt am meisten interessiert hat!
    klar, wenn man mit dem Flieger oder jedem anderen Fortbewegungsmittel unterwegs ist, dann muss man sich ja auch die Zeit vertreiben … auf dieser besonderen Reise habe ich aber das Gefühl, dass man den Leuten, die mit einem reisen, wirklich nahe kommt 🙂

    irgendwann schaffe ich das auch noch 😀

    liebste Grüße auch,
    ❤ Tina von liebewasist.com

  5. Sieht ziemlich eng aus, das Ganze. Wie ist das so, als Familie/ Ehepartner? Fängt man bei dieser Nähe an zu streiten oder wächst man eher zusammen? Jedenfalls Hut ab. Das könnte ich nicht. Interessanter Bericht über eine ganz andere Art zu Reisen, wie ich das kenne. Gerne gelesen.VLG Marion

  6. Witzig, genau diese Frage habe ich mir gestellt, nachdem ich die anderen Beiträge zu diesem Thema gelesen habe 😀 Tatsächlich stelle ich mir so eine Fahrt sehr entschleunigend vor und gerade zum Lesen oder neue Leute kennenlernen ist das eine tolle Möglichkeit, wie du ganz richtig schreibst!

    Liebe Grüße, Kay
    http://www.twistheadcats.com

  7. Liebe Ina
    Oh, das fand ich ein richtig toller Post mit den vielen Meinungen. Ich könnte auch ewigs Zugfahren und bin auch schon in vielen Ländern Zug gefahren. Besonders in Gegenden die ich überhaupt nicht kenne, liebe ich es einfach rauszuschauen und dabei Musik zu hören. Dann natürlich lesen, schlafen oder auch einfach mal entspannen. Wie ist das so mit Kindern, wie „bespasst“ man die so lange? Ich fahre oft mit meiner kleinen Halbschwester (5) Zug und nach so 1h wird ihr dann langweilig.

    Alles Liebe Lena

  8. Ein sehr interessanter Beitrag!
    Ich selbst wüsste mich sehr gut mit Träumen, Lesen und Schlafen beilaune zu halten. Aber ihr wart auch mit Kids unterwegs und ich kann mir gut vorstellen, dass diese nicht immer nur Lust hatten, Uno zu spielen und zu lesen. Und so wie ich meine große kenne wäre das in einem einzigen großen „wann sind wir endlich da“ eskaliert. An dieser Stelle also nochmals wirklich Respekt!
    Viele Grüße
    Wioleta von http://www.busymama.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert